Stadt Bern kritisiert Bund wegen Ja zu A1-Spurausbau in Wankdorf
Der Bund hat das umstrittene Projekt zur Umgestaltung des Autobahnanschlusses Wankdorf bewilligt. Das teilte der Berner Gemeinderat am Montag mit. Er kritisierte das Vorgehen und erwägt nun eine Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht.

Quelle: Astra
Visualisierung: So könnte sich der Autobahnknoten Wankdorf nach Plänen des Astra künftig präsentieren.
Dafür hat er 30 Tage Zeit. Die Stadtregierung werde das noch diskutieren, sagte Gemeinderat Matthias Aebischer (SP) auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Primäres Ziel ist, dass wir mit dem Bundesamt für Strassen (Astra) im Gespräch bleiben. Wir wollen das Optimum für die Bevölkerung herausholen.»
Das Astra bestätigte auf Anfrage, dass die
Plangenehmigungsverfügung des Eidgenössischen Verkehrsdepartements (Uvek) von
Bundesrat Albert Rösti (SVP) vorliege. Inhaltlich äussern werde man sich aber
erst, wenn das Projekt rechtskräftig genehmigt sei.
Autobahn-Ausbauten abgelehnt
Das Schweizer Stimmvolk hatte im November 2024 mehrere
Autobahn-Ausbauten abgelehnt, so auch den Ausbau der A1 zwischen Wankdorf und
Schönbühl. In der Stadt Bern sei die Vorlage besonders deutlich verworfen
worden, rief der Gemeinderat in Erinnerung.
Der Bund entschied nach der Abstimmung, hängige
Infrastruktur-Projekte für Strasse und Schiene durch die ETH Zürich zu
überprüfen. Dazu gehört auch der Bypass Bern Ost, nicht aber das Projekt zur
Entflechtung des Autobahn-Anschlusses Wankdorf.
Dass der Bund nun grünes Licht zu diesem Projekt gegeben
habe, sei bedauerlich, schrieb die Stadtberner Regierung. Sie forderte den Bund
auf, sich gemeinsam mit Stadt, Region, Kanton und Nachbargemeinden an einen
Tisch zu setzen und das weitere Vorgehen zu erörtern.
Klimaschutz und Siedlungsverträglichkeit
Für den Gemeinderat stehe ausser Frage, «dass neue
Infrastrukturvorhaben für den motorisierten Individualverkehr künftig
fundamental anders konzipiert werden müssen als in der Vergangenheit».
Anliegen von Klimaverträglichkeit, Umweltschutz,
Siedlungsverträglichkeit und nicht-motorisiertem Verkehr seien von Beginn weg
wesentlich umfassender in Projekte zu integrieren. Geschehe dies nicht, fänden
sich für entsprechende Vorhaben keine politischen Mehrheiten – schon gar nicht
im urbanen Raum.
Noch keine Stellungnahme zu Initiative
Noch hängig ist in der Stadt Bern die Initiative «Verkehrsmonster
Wankdorf stoppen». Sie wurde Ende Januar 2024 eingereicht und richtet sich
insbesondere gegen das Wankdorf-Projekt. Der Initiativtext geht aber noch
weiter: Der Gemeinderat soll sich dafür einsetzen, «dass auf alle
Nationalstrassenprojekte in der Region Bern-Mittelland verzichtet wird, die
Mehrverkehr ermöglichen».
Die Stadtregierung hat sich inhaltlich noch nicht dazu
geäussert. Der Stadtrat hatte die Frist dazu kürzlich bis Ende Juli 2025
verlängert.
«Auf motorisierten Verkehr fixiert»
Auf die Frage, ob der Gemeinderat in der neuen
Zusammensetzung eine andere, negative Haltung zum Projekt annehme, hielt
Aebischer fest: «Die drei neuen Mitglieder des Gemeinderats haben sich während
des Abstimmungskampfs klar gegen das vorliegende Projekt ausgesprochen und tun
dies weiterhin.» Neu gewählt wurden nebst Aebischer auch Melanie Mettler (GLP)
und Ursina Anderegg (GB).
«Wir bestreiten nicht, dass es Verbesserungen braucht»,
sagte Aebischer. Der jetzige Anschluss sei ein Unort und gefährlich. Doch das
vorliegende Projekt sei stark auf den motorisierten Verkehr fixiert und habe
zum Ziel, dass möglichst viele Autos möglichst rasch die Autobahn verlassen
oder auf sie auffahren könnten.
Es gebe also Verbesserungsmöglichkeiten. Potenzial sieht
Aebischer «gerade bei der Siedlungsverträglichkeit oder betreffend
Stadtreparatur». (sda)

Quelle: Astra / a1-bern-nord.ch
Blick auf die Grauholz-Autobahn: Mit dem Projekt sollte hier pro Fahrtrichtung eine zusätzliche Spur gebaut werden.