Plum Village: Bauen für ein buddhistisches Kloster
Quelle: MVRDV
Rendering des neuen Gästehauses im Plum Village: Bauen für Menschen, deren Alltag ein Einlassen auf komplett andere Bedürfnisse nötig macht.
Im Süden Frankreichs befindet sich das grösste buddhistische Kloster Europas. Für ein umfangreiches Erweiterungsprojekt musste sich das Team des niederländischen Architekturbüros MVRDV vertieft mit dem Alltag und den Bedürfnissen der ungewöhnlichen Klientel befassen.
Seit 1982 befindet sich in Südfrankreich das grösste buddhistische Kloster Europas, das «Plum Village», gegründet vom vietnamesischen Mönch Thich Nhất Han (siehe Box). Kürzlich hat das Kloster die Baubewilligung erhalten für ein erstes von mehreren Neubauprojekten, das in Zusammenarbeit mit den Niederländischen Architekten von MVRDV realisiert wird.
Das Architektenteam entwirft dabei zwei Masterpläne für die unterer und oberen Hüttenbereiche des Klosterns. Dazu zeichnet es auch für das Design des Nonnenklosters und der zentralen Buchhandlung verantwortlich. Passend zur Ethik des Plum Village wird dabei ein Schwerpunkt auf die Sanierung gelegt. Neubauten entstehen aus bio-basierten Materialien und möglichst unter Schonung der Umwelt.
Quelle: REDVERTEX
Das zukünftige Nonnenkloster mit 76 Zimmern gruppiert sich um einen begrünten Innenhof - eine für sakrale Bauten typische Gebäudeform.
Erfolg macht Bauarbeiten nötig
Nötig wurden die Bauarbeiten unter anderem wegen des anhaltenden Erfolges des Klosters, dessen Retreats und andere Veranstaltungen stets gut besucht sind. So gut, dass im Sommer viele der Nonnen ihre Zimmer für Gäste freimachen und eine Weile in Zelten übernachten.
Die Architektinnen und Architekten von MVRDV haben sich seit 2023 selber immer wieder im Village aufgehalten und intensiv mit den monastischen Bewohnerinnen und Bewohnern in Workshops ausgetauscht. «Für dieses Projekt mussten wir tatsächlich vergessen, was wir im Architekturstudium gelernt hatten, und uns stattdessen in einem tieferen, achtsamen Zuhören üben, um die ungewöhnlichen Bedürfnisse unserer Klientel zu verstehen», so Sanne van der Burgh, beim Büro Leiterin des Klima-Teams.
Quelle: MVRDV
Auch ein grosses Gästehaus steht auf dem Bauprogramm: Der grosse Erfolg des Plum Village macht die Erweiterung nötig.
In Harmonie mit der Natur
«Das Leben, das die Nonnen und Mönche führen, unterscheiden sind stark von den unseren. Ihre Tagesabläufe sind ganze anders als die der Klientel, für das wir normalerweise bauen. Sie leben in Harmonie mit der Natur und arbeiten in der Gemeinschaft eng zusammen.» Als Beispiel nennt sie die allgegenwärtigen Mücken: Um deren Population in Schach zu halten, werden auf dem Gelände zahlreiche Nistmöglichkeiten für Vögel geschaffen, die sich von den Insekten ernähren.
Das grösste Bauprojekt ist das Nonnenkloster, ein um einen Innenhof orientiertes Gebäude mit Platz für 76 Bewohnerinnen. Dazu sind eine Versammlungshalle, diverse Gästehäuser und weitere Bauten geplant oder bereits in Ausführung. Die Fertigstellung dieser Projekte sowie die Sanierungen und Erweiterungen erfolgen schrittweise. (bk)
Thich Nhất Han
Quelle: Quelle unbekannt
Thich Nhất Han, Martin Luther King 1966
Zwischen 1955 und 1975 herrschte in Südostasien Krieg. In Vietnam bekämpften sich in mehreren Phasen zwei verfeindete Lager, wobei auch die Nachbarländer Kambodscha und Laos in Mitleidenschaft gezogen wurden. Später griffen auch noch die USA ohne Erfolg in den Bürgerkrieg ein.
Eine der lautesten Stimmen für Frieden und Versöhnung war in dieser Zeit der buddhistische Mönch Thich Nhất Hanh, ein Friedensaktivist, Schriftsteller und Lehrer. Er gründete mitten im Krieg die «School of Youth for Social Service» eine politisch neutrale Vereinigung von Freiwilligen, die in ländlichen Gebieten zerstörte Dörfer mit wiederaufbauten und auch Schulen und Spitäler schufen.
(siehe Bild) (siehe Bild)Schon während des Krieges und vor allem nach dem Sieg des kommunistischen Nordvietnam wurde Thich Nhất Han in seinem Heimatland als Staatsfeind betrachtet. Nach einer Auslandreise wurde ihm die Rückkehr nach Vietnam verwehrt, und er verbrachte den Rest seines Lebens im Exil. Bereits vorher hatte er viele Reisen unternommen. So traf er 1966 in den USA mit Martin Luther King zusammen (siehe Bild), der ihn für den Friedensnobelpreis nominierte.
1982 liess er sich in Frankreich nieder. In der südlichen Dordogne gründete er 1982 zusammen mit einer Nonne das buddhistische «Plum Village»-Kloster.
Dort wirkte er, unterbrochen von zahlreichen Auslandreisen, als Lehrer bis zu seinem Tod 2022, im Alter von 94 Jahren. Er gilt als «Vater der Achtsamkeit» und einer der wichtigsten Personen des Buddhismus im Westen. (bk)