Komitee ergreift Referendum gegen Sanierung des Kunstmuseums Bern
Ein überparteiliches Komitee hat das Referendum gegen den kantonalen Projektierungskredit für die Sanierung und den Ersatzneubau des Kunstmuseums in Bern ergriffen. Das Komitee setzt sich aus Politikern der SVP, EDU und GLP zusammen.

Quelle: Schmidlin Architekten
Visualisierung: So soll die neue Erweiterung, die den Atelier-5-Bau ersetzt, aussehen. Blick vom Waisenhausplatz auf den geplanten Neubau.
«Das geplante Projekt sprengt jedes vernünftige Mass»,
schrieb das Komitee «Nein zum Millionen-Luxusprojekt Eiger» am Mittwoch in
einer Mitteilung. Der vom Kantonsparlament kürzlich beschlossene
Projektierungskredit von 15,7 Millionen Franken sei zu hoch. Damit trage der
Kanton bei den Projektierungskosten fast die gesamte Last.
Der Kanton werde mit 81 von 147 Millionen Franken bereits
beim Gesamtprojekt den grössten Teil übernehmen. «Gleichzeitig besteht
keinerlei Planungssicherheit, ob die Gesamtkosten tatsächlich eingehalten
werden können», schrieb das Komitee weiter. Es drohe «ein Fass ohne Boden».
Weiter kritisierte das Komitee die Rolle der Stadt. «Während
der Kanton Bern als Hauptfinanzierer vorgesehen ist, beteiligt sich die
Standortgemeinde Bern nicht an den Baukosten». Die Stadt stelle lediglich ein
Gebäude zur Verfügung, das aber für 19 Millionen Franken saniert werden müsse.
Das Komitee forderte weiter «eine integrative Planung von
Kunstmuseum und Zentrum Paul Klee (ZPK), um Synergien zu nutzen und
Doppelspurigkeiten zu vermeiden». Auch beim ZPK würden in den nächsten Jahren
Investitionen über «dutzende Millionen» anstehen.
«In Zeiten steigender Ausgaben für Bildung und Soziales ist
es unhaltbar, Steuergelder in Prestigebauten zu lenken.» In der Kunst entstehe
Wirkung «nicht durch Beton und Millionen, sondern durch Geist, Offenheit und
Experimentierfreude», so das Komitee.
Sanierung sei dringend, Erweiterung massvoll
Das geplante Vorhaben sei kein «Luxusprojekt», schrieb
Jonathan Gimmel, Präsident der Dachstiftung Kunstmuseum Bern – Zentrum Paul
Klee, auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Der Zustand des Museums
sei sehr schlecht. «Die Sanierung ist dringend und unbestritten und die
Erneuerung massvoll.»
Das Kunstmuseum werde sicherstellen, dass das vom Grossen
Rat beschlossene Kostendach von 81 Millionen Franken nicht überschritten werde.
Von den Gesamtkosten trage der Kanton 55 Prozent. «Ohne die Unterstützung des
Kantons lässt sich das Sanierungs- und Erneuerungsprojekt nicht realisieren»,
schrieb Gimmel weiter.
Würde das Referendum angenommen, könnte das Museum nicht mit
der Planung seiner Sanierung und Erneuerung beginnen, schreibt Gimmel weiter.
Die aktuell bereits zugesagten privaten Geldmittel in Höhe von 37 Millionen
Franken würden wegfallen und der Kanton müsste allein für die Sanierung und
Erneuerung des Museums aufkommen. «Es müsste ein neues Projekt entwickelt
werden.»
Das vorliegende Projekt sei das Ergebnis eines langjährigen
Prozesses unter Einbezug von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft und sei dort
entsprechend breit abgestützt, ebenso habe es Zustimmung in allen Parteien.
«Mit Vertretern des heutigen Komitees haben regelmässig sehr gute
Gesprächsrunden stattgefunden.»
Gimmel ist überzeugt, dass das Kunstmuseum ohne Erneuerung
schleichend an Bedeutung verlieren würde. Die Sammlung sei ein für die
Identität des Kantons Bern wichtiger Kunstschatz.
Private, Stiftungen, Wirtschaft und Lotteriefonds beteiligen sich
Das Berner Kantonsparlament hatte sich in seiner
Herbstsession im September mit 91 Ja- zu 44 Nein-Stimmen bei 16 Enthaltungen
für den Projektierungskredit ausgesprochen.
Das Berner Kunstmuseum soll umfassend saniert und erweitert
werden. Das Siegerprojekt «Eiger» aus der Feder der Schmidlin Architekten aus
Zürich beinhaltet die Sanierung des Stettlerbaus und die Erstellung eines
Ersatzneubaus für den Atelier-5-Bau sowie die Sanierung des Gebäudes an der
Hodlerstrasse 6.
Von den Gesamtkosten übernehmen Private, Stiftungen, die Wirtschaft und der Lotteriefonds 40 Prozent. Für die ordentlichen Staatsmittel von 81 Millionen Franken gibt es ein Kostendach. (sda/pb)