12:46 BAUPROJEKTE

Bahnknoten Basel: Rote Flaggen stoppten Herzstück

Geschrieben von: Ben Kron (bk)
Teaserbild-Quelle: SBB CFF FFS

Keine Station unter der Basler Innenstadt und im Kleinbasel, und auch ein Abzweiger zum Euro-Airport Basel-Mülhausen: Die Regierungen beider Basel haben bekannt gegeben, wie sie das S-Bahn-Projekt redimensionieren wollen. Damit soll eine Realisierung deutlich günstiger und damit auch wieder möglich werden.

Herzstück S-Bahn-Ausbau Basel SBB

Quelle: SBB CFF FFS

Verkehrsknoten Bahnhof Basel SBB: Der geplante Tiefbahnhof soll nur noch zwei statt vier Gleise erhalten.

Keine Station unter der Basler Innenstadt und im Kleinbasel, und auch ein Abzweiger zum Euro-Airport Basel-Mülhausen: Die Regierungen beider Basel haben bekannt gegeben, wie sie das S-Bahn-Projekt redimensionieren wollen. Damit soll eine Realisierung deutlich günstiger und damit auch wieder realisierbar werden.

Das Herzstück Basel, eine unterirdische, trinationale S-Bahn-Durchmesserline sorgt seit vielen Jahren für Meinungsverschiedenheiten. Erst kürzlich war es von Bundesrat Rösti abermals als zu teuer kritisiert worden, nachdem es schon zuvor nicht von im der SBB finanzierten Ausbauschritt 2035 aufgenommen worden war (siehe Box Herzstück Basel). In den letzten Wochen haben sich nun die Basler Bau- und Verkehrsdirektorin Esther Keller und ihr Baselbieter Amtskollege Isaac Reber darüber geeinigt, wie das Prestigeprojekt noch zu retten ist. Die beiden Basel setzen sich in Bern neu für eine rasch realisierbare, unterirdische Durchmesserlinie zwischen dem Bahnhof SBB und dem Badischen Bahnhof in Basel ein. Damit ist das Grossprojekt Herzstück vorerst vom Tisch.

Herzstück-Haltestelle Mitte Basel

Quelle: Herzog & de Meuron

Hauptpost im Stadtzentrum: Auf die geplante unterirdische Haltestelle wird verzichtet.

Stecker gezogen

Die Lösung heisst Verzicht: Die beiden kantonalen Verkehrsminister haben eine stark vereinfachte Version erarbeitet, Diese besteht nur noch aus einem einzigen Gleisarm vom Bahnhof SBB zum Badischen Bahnhof auf der anderen Rheinseite. Vom Tisch sind damit Pläne einer unterirdischen Station in der Innerstadt, ebenso wie die einer Haltestelle im Quartier Klybeck, dem grössten Entwicklungsgebiet der Stadt. «Wir haben dem Herzstück den Stecker gezogen», so Esther Keller an einer Medienkonferenz. Redimensioniert wurde auch der Tiefbahnhof unter dem Bahnhof SBB, der nur noch zwei statt vier Gleise enthält.

Entscheidend für diesen Entscheid waren laut Keller mehrere Rote Flaggen: die  gesteigerte Kostenprognose, die Meldung zur längeren Umsetzungsdauer und den Bericht des ETH-Experten Ulrich Weidmann. Dieser hatte das Herzstück schon depriorisiert. Das Umdenken der beiden Basel erfolgte im Austausch mit dem Gutachter Weidmann: «Es ist ein klares Signal nach Bern, dass wir unsere Hausaufgaben gemacht haben, dass wir die Zeichen der Zeit gesehen haben und uns auf die Durchmesserlinie fokussieren», so Keller.

Im Gegenzug für die Fokussierung fordert die Regierungsrätin vom Bundesrat, dass er die Durchmesserlinie im Januar in den Eckwerten der Verkehrspolitik verankert. Diese Verbindung wollen die Kantone nun rasch vorantreiben und dafür im nächsten Bahnausbauschritt bis 2045 auf das Grossprojekt Herzstück mit Tiefenbahnhof verzichten. Die reine Durchmesserlinie könne hingegen "in einem überschaubaren Zeitrahmen umgesetzt" und finanziert werden und habe eine grosse Wirkung. (bk)

Herzstück Basel

Grafik-VKKB-Herzstueck-Basel-Dt

Quelle: SBB

Die Grafik vom März 2025 zeigt die Linienführung des Herzstücks gemäss der Vorstudie VKKB. Für die Linienführung des Ostasttunnels zwischen der Haltestelle «Basel Mitte» und Basel Badischer Bahnhof bestehen aktuell noch zwei Varianten. Offen ist zudem die Realisierung einer zusätzlichen Haltestelle «Basel Klybeck».

Herzstück Basel (kurz Herzstück) bezeichnet das Projekt einer unterirdischen S-Bahn-Durchmesserlinie in der Stadt Basel zwischen den beiden dezentralen Knotenpunkten Bahnhof SBB und Badischer Bahnhof. Dieses Verbindungsstück soll die Lücke im trinationalen S-Bahn-Netz der Region Basel schliessen und zeitraubende Richtungswechsel sowie das Umsteigen in den beiden Bahnhöfen vermeiden. Überdies soll das Projekt die direkte Zufahrt mit der S-Bahn aus dem Baselbieter, dem Elsässer und dem südbadischen Umland ins Stadtzentrum ermöglichen. Eine Option stellt zudem eine unterirdische Abzweigung zum Bahnhof St. Johann dar, also zu den Industrie- und Stadtentwicklungsgebieten in Basel Nord sowie zum in Frankreich gelegenen EuroAirport. 

Die Region Basel besitzt anders als viele weitere Schweizer Städte ähnlicher Grösse keine S-Bahn-Durchmesserlinie, was sowohl die regionale Politik als auch Verkehrsplaner seit Längerem bemängeln. Erste Ideen zur Durchmesserlinie stammen tatsächlich schon aus den 1980er Jahren. Doch erst 2002–2004 folgte eine Studie der beiden Basel und der SBB über eine unterirdische Verbindung zwischen dem Bahnhof SBB und dem Badischen Bahnhof. 2014 reichten die beiden Basel ein Vorprojekt für eine trinationale S-Bahn beim Bundesamt für Verkehr ein. Die vom Bundesrat 2017 veröffentlichte Vorlage zum Ausbau der Bahninfrastruktur bis 2035 anerkannte das Herzstück als «zweckmässig», nahm sie jedoch nicht auf die  Liste der bis 2035 mit Bundesmitteln geplanten Vorhaben auf. Beide Regierungen forderten danach vergeblich eine entsprechende Nachbesserung. (bk)



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