13:05 BAUPRAXIS

Von Jägern und Sammlern der Steinzeit angelegte Strukturen auf dem Grund der Ostsee

Teaserbild-Quelle: P. Holy / J. Auer

Auf dem Grund der Ostsee befindet sich Jahrtausendealtes Kulturerbe: Überreste von menschgemachten Strukturen, die bis in die Frühsteinzeit zurück reichen. Eine davon ist eine kürzliche entdeckte Steinreihe vor dem Badeort Rerik in Mecklenburg-Vorpommern. Im Rahmen des Seascape-Projektes werden sie und weitere Funde nun untersucht.

Schmiedeberg bei Rerik

Quelle: Rauenstein, selbst fotografiert, CC BY-SA 3.0

Beim Schmiedeberg in Rerik handelt es sich um Überreste einer Burganlage aus dem 8. Jahrhundert.

Rund 35 Kilometer westlich von Rostock liegt das Ostseebad Rerik. Ursprünglich hiess der an der Wismarer Bucht gelegene Ort mit rund 2100 Einwohnern Ol Gaartz (später Alt Gaarz); Der Name gründet im slawischen Wort für Burg «Grad» bedeutet «alte Burg». Von einer solchen Anlage erzählt in Rerik der Schmiedeberg: ein direkt am Wasser gelegener, rund 16 Meter hoher Kieshügel, bei dem es sich eigentlich um die Ruine einer altslawischen Burg handelt. Aktuell sind diese Überreste abgesehen von jenen auf Kap Arkona auf Rügen die einzigen bekannten slawischen Burgen an der mecklenburgisch-vorpommerschen Ostseeküste. 

Der künstliche Hügel bei Rerik dürfte aber nicht die einzige Anlage ihrer Art der Umgebung sein, die über tausend Jahre zurück reicht: Unlängst haben Archäologen auf dem Grund der Ostsee vor der Küste des Badeorts in einer Tiefe von zirka 21 Metern eine rund 1 Kilometer lange Steinreihe entdeckt. Ihre Entstehungszeit liegt jedoch um vieles weiter zurück als der Schmiedeberg. Wie erste Auswertungen ergeben haben, ist die Steinreihe menschgemacht, sie war vermutlich vor rund 11'000 Jahren als Jagdanlage errichtet worden, als das Gebiet noch nicht vom Meer geflutet war. 

Einstige Kulturlandschaften auf dem Grund der heutigen Ostsee

3D-Modell eines Abschnitts des eiszeitlichen Steinwalls am Grund der Ostsee vor Rerik

Quelle: P. Holy / J. Auer

3D-Modell eines Abschnitts des eiszeitlichen Steinwalls am Grund der Ostsee vor Rerik, der Ausgangspunkt für das jetzt gestartete interdiszplinäre Forschungsprojekte Seascape ist. In der Ostsee werden weitere solche grossen Sturkturen vermutet, dies soll nun näher untersucht werden.

Ob diese Annahmen zutreffen, wird aktuell im Rahmen des vor Kurzem gestarteten «Seascape»-Projektes geklärt. Zweck des Projekts unter Federführung des deutschen Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW): DIe Kulturlandschaften, die sich einst in heute von der Ostsee geflutetem Gebiet befunden haben, besser rekonstruieren und so neue Einblicke in das Lebend frühsteinzeitlicher Jäger und Sammler der Region gewinnen können. Und dies wiederum soll laut den Fachleuten neue Perspektiven auf die frühgeschichtliche Entwicklung von Nordeuropa eröffnen.

Der Fundort bei Rerik ist damit nicht der einzige, der anlässlich des Projekts untersucht wird: Wie das IOW in einer Medienmitteilung schreibt, finden sich in älteren hydroakustischen Aufnahmen – Aufnahmen von Schallwellen und Geräuschen unter Wasser - Hinweise auf weitere potenzielle Megastrukturen in der Flensburger Förde und im Fehmarnsund. Dieses seien bislang wissenschaftlich kaum erschlossen und sollen nun mit hochauflösender Kartierung eingehend analysiert werden. Um herauszufinden, ob sie tatsächlich menschgemacht sind und welche kulturelle Funktion die Strukturen gehabt haben, sollen zudem die damals herrschenden Umweltbedingungen rekonstruiert werden. (mgt/mai)

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