Über 7000jährige, 120 Meter lange Granitmauer im Atlantik gefunden
An der bretonischen Küste sind Granitstrukturen entdeckt worden, die älter als die Steinreihen von Carnac sind. Bei der grössten handelt sich um eine 120 Meter lange Mauer, die sowohl als Fischwehr als auch als Schutz vor der Brandung gedient haben könnte.
Quelle: Gzen92, eigenes Werk, CC BY-SA 4.0
Der Grund um die Insel Sein birgt Geheimnisse - und Jahrtausende alte Zeugnisse der Baukunst.
Rund neun Meter unter dem Meeresspiegel, an der westlichsten Spitze der Bretagne, bei der Île de Sein, ist ein Team um den Geologen Yves Fouquet von der französischen Société d’Archéologie et de Mémoire Maritime auf die Überreste von elf Granitstrukturen gestossen, die sich auf die Zeit von vor rund 7500 Jahren datieren lassen. Sie sind damit ein paar Jahrhunderte älter als die weiter südlich gelegenen Steinreihen von Carnac.
Entdeckt worden sind die Bauten allerdings schon früher: Bereits 2017 waren Fouquet die Strukturen auf einer Lidarkarte des Gebiets aufgefallen. Zuerst habe er gedacht, dass es sich um Fehler in der Karte handeln müsse, erklärte Fouquet kürzlich gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP. In der Folge beauftragte er Taucher damit, die Strukturen zu erkunden. Nach zahlreichen Untersuchungen und rund 60 Tauchgängen kannte man schliesslich belegen, dass die Strukturen nicht natürlichen sondern menschlichen Ursprungs sind. Vor kurzem haben Fouquet und seine Kollegen im Fachmagazin «International Journal of Nautical Archaeology» in einem Beitrag über den Fund berichtet.
Mauer aus Monolithen, Steinplatten und Kieselsteinen
Bei der grössten und besterhaltenen Entdeckung handelt es sich um eine 120 Meter lange, zirka zwei Meter hohe Mauer, die aus Monolithen, aufgerichteten Steinplatten und Kieselsteinen besteht.
Quelle: Beitrag / PD
Querschnitt der Mauer 1: Monolithen 2: grosse vertikale Platten 3: kleine vertikale Platten 4: eckige Blöcke 5: Kieselsteine zur Stabilisierung der Blöcke 6: horizontale Platten
Sie verläuft in ostwestlicher Richtung zwischen zwei Riffen: Südseitig fällt sie ab, nordseitig bildet sie einen sanfteren Hang. Insgesamt ist sie rund 20 Meter breit. – Die Tatsache, das viele der Monolithe ihre aufrechte Position bewahrten, deute auf eine tiefe Verankerung im Bauwerk hin, heisst es im Beitrag. Und dies zeugt von bemerkenswerten bautechnischen Fähigkeiten der Menschen jener Zeit-
Laut den Fachleuten um Fouquet legen die Asymmetrie und die Breite der Mauer nahe, dass ihre Erbauer gezielt Steine hinzugefügt hatten, um ihre nördliche, der Brandung ausgesetzte Seite zu stabilisieren. Das Baumaterial war vermutlich direkt vor Ort gebrochen worden: Darauf verweist eine nahe gelegene, regelmässige rechteckige Vertiefung, mit Ausmassen von zirka 25 auf 10 Metern, und einer Tiefe von 7 Metern. Weil ihre Steinwände natürliche Spaltflächen aufweisen, nimmt das Forschungsteam an, dass es sich um einen Steinbruch handelt.
Über den Zweck der Mauern ist man sich nicht ganz klar. Wie das Forschungsteam in seinem Beitrag schreibt, könnte die Mauer bei Ebbe entweder dem Fischfang gedient haben, ähnlich wie andere, aber allesamt kleinere Fischwehre in der Region. Möglicherweise fungierte die Mauer aber auch als Schutz vor den Wellen, die asymmetrische Bauweise und das tiefe Fundament könnten Hinweise darauf sein. Möglich wäre auch, dass sie beiden Zwecken gedient hat. (mai/pd)