Ode an die Sonne: MVRDV zeigt kinetischen Pavillon in Venedig
Das Rotterdamer Büro MVRDV hat für die Architekturausstellung «Time Space Existence» in Venedig den «Sombra-Pavillon» entworfen – ein kinetisches Beschattungssystem, das ähnlich einer Pflanze ganz ohne Strom auf die Sonne reagiert.

Quelle: Federico Vespignani
Beim «Sombra-Pavillon» handelt es sich um ein kinetisches Beschattungssystem, das ähnlich einer Pflanze auf die Sonne reagiert.
Im Giardini Marinaressa des Europäischen Kulturzentrums in Venedig sorgt ab dem 10. Mai eine ungewöhnliche Struktur für Schatten: Der Sombra-Pavillon. Der Bau dessen Name sich aus den lateinischen Wörtern für Sonne «sol» und Schatten «umbra» zusammensetzt, dient als Demonstrationsobjekt für eine neue Technologie: kinetische Bauelemente, die ausschliesslich auf passiven physikalischen Prinzipien basieren.
Die temporäre Installation, entworfen vom Rotterdamer Architekturbüro MVRDV und weiteren Partnern, reagiert mit beweglichen Elementen auf Sonnenlicht und kommt ganz ohne Antriebsmotoren oder Strom aus. Mit seiner von Heliodon-Geräten inspirierten Form bilde der Pavillon als «Ode an die Sonne» die nächsten sechs Monate eine Beschattungsstruktur im Kulturzentrum, heisst es in einer Pressemitteilung von MVRDV.
Wie ein lebender Organismus
Die sechs Metallrippen des Baus sind zur Sonne geneigt, wobei die oberen und unteren Bögen dem Winkel der Sonne während der Sommer-, respektive Wintersonnenwende entsprechen. Die Bögen tragen dreieckige Paneele, die durch perforierte Screens einen fleckigen Schatten werfen. Je nach Sonnenstand öffnen oder schliessen sich die mit Scharnieren ausgestatteten Paneele des Pavillons.
Im Ruhezustand sind die Paneele geöffnet. Bei intensiver, direkter Sonneneinstrahlung schliessen sich einzelne Paneele, um maximalen Schatten zu spenden. «Der Eindruck gleicht dem eines lebenden Organismus, der seine Haltung ändert, wenn die Sonne über den Himmel wandert und bei Bewölkung einen Seufzer ausstösst», schreibt das Architekturbüro zum Projekt.
Möglich macht das kinetische System eine Reihe kleiner Luftbehälter, die unter den gewölbten Rippen verborgen sind. Wird ein Teil von der Sonne erwärmt, steigt der Druck im Behälter und es wird Luft in einen kleinen Airbag gedrückt, der die Konstruktion und die Platte verbindet. Dieser zieht sich beim Aufblasen wie ein Muskel zusammen und wirkt so der Federkraft im Scharnier entgegen, um die Platte zu schliessen.
Ein architektonisches Experiment
Der Sombra-Pavillon ist laut MVRDV «ein architektonisches Experiment zur dynamischen Steuerung von Licht, Wärme und Belüftung ohne CO2-Emissionen». Angesichts der Klimakrise werde eine neue Architektur benötigt, die besser auf die Umwelt abgestimmt sei. «Sombra ist ein Beispiel für einen von vielen Ansätzen dieser Philosophie: eine Architektur, die ihre Umgebung wahrnimmt und ähnlich wie Pflanzen auf sie reagiert», so Bertrand Schippan, Partner bei MVRDV.
Die Ausrichtung des Pavillons auf die Sonne zeigt sich in einer Reihe von Details. Die kreisförmige Grundplatte des Pavillons ist mit der polaren Sonnenbahn graviert, auf der auch die Geometrie der Konstruktion basiert. Die Unterseiten der Bögen sind mit den Worten «Sonne und Schatten» in über 200 Sprachen verziert.
Der Sombra-Pavillon entstand in Zusammenarbeit mit Metadecor, Airshade Technologies, MVRDV, Alumet, Van Rossum Raadgevend Ingenieurs, Arup, Kersten Europe und dem AMOLF-Institut. Er wird vom 10. Mai bis zum Spätherbst im Rahmen der Ausstellung «Time Space Existence» zu sehen sein. Laut MVRDV gibt es zudem bereits Pläne, den Pavillon später an anderen Orten zu zeigen. (pb/mgt)

Quelle: Federico Vespignani
Der Sombra-Pavillon wird vom 10. Mai bis zum Spätherbst im Rahmen der Ausstellung «Time Space Existence» in Venedig zu sehen sein.

Quelle: Jaap Heemskerk
Möglich macht das kinetische System eine Reihe kleiner Luftbehälter, die unter den gewölbten Rippen verborgen sind.

Quelle: Jaap Heemskerk
Die sechs Metallrippen des Baus sind zur Sonne geneigt. Die oberen und unteren Bögen entsprechen dem Winkel der Sonne während der Sommer-, respektive Wintersonnenwende.

Quelle: Jaap Heemskerk
Die sechs Metallrippen des Baus sind zur Sonne geneigt. Die oberen und unteren Bögen entsprechen dem Winkel der Sonne während der Sommer-, respektive Wintersonnenwende.

Quelle: Jaap Heemskerk
Die Bögen tragen dreieckige Paneele, die durch perforierte Screens einen fleckigen Schatten werfen.

Quelle: Jaap Heemskerk
Die Bögen tragen dreieckige Paneele, die durch perforierte Screens einen fleckigen Schatten werfen.

Quelle: Jaap Heemskerk
Wird ein Teil des Pavillons von der Sonne erwärmt, steigt der Druck im Behälter und es wird Luft in einen kleinen Airbag gedrückt, der die Konstruktion und die Platte verbindet.

Quelle: Jaap Heemskerk
Das kinetische Beschattungssystem reagiert ähnlich einer Pflanze auf die Sonne.