St. Galler Regierung will Wasserkraft nicht weiter fördern
Die Regierung des Kantons St. Gallen schätzt den Nutzen zusätzlicher Wasserkraftwerke als gering ein. Dies zeigt eine Datenanalyse der St.Galler Fliessgewässer. Grösseres Potenzial sieht sie bei Wind- und Solarenergie.

Quelle: zvg, Kanton St. Gallen
Blick auf das Wasserkraftwerk Mühlau bei Bazenheid.
Die ergiebigsten Wasserkraftressourcen im Kanton würden bereits genutzt, heisst es in einer Mitteilung von Mittwoch. Pro Jahr werden damit etwas mehr als 600 Gigawattstunden produziert. Anhand der Datenanalyse zu zusätzlichem Potenzial bei St. Galler Fliessgewässern liess die Regierung vier Handlungsmöglichkeiten näher untersuchen.
Untersucht wurden vier Optionen: neue Anlagen an noch ungenutzten Gewässern, die Optimierung und der Ausbau bestehender Anlagen, Trinkwasserkraftwerke sowie Projektideen für Speicher- und Pumpspeicherkraftwerke. Am Mittwoch legte die Regierung nun einen Bericht dazu vor. Demnach ergibt sich aus diesen Handlungsmöglichkeiten ein zusätzliches Wasserkraftpotenzial von rund 30 bis 40 GWh pro Jahr.
Das entspricht laut Kanton zwar dem Strombedarf von bis zu 9000 Haushalten. Angesichts von knapp 240'000 St. Galler Haushalten schätze die Regierung das zusätzliche Wasserkraftpotenzial aber als gering ein, heisst es. Sie schlägt deshalb keine weiteren Fördermöglichkeiten vor. Stattdessen sieht sie ein grösseres Potenzial in der Windkraft und der Photovoltaik. Bei der Wasserkraft sollen vor allem Beratungsangebote sowie die Optimierung bestehender Anlagen im Vordergrund stehen.
Neubeurteilung von Flusskraftwerk am Rhein
Im Projekt nicht ermittelt wurde das Wasserkraftpotenzial des Alpenrheins. Die aktuellen gesetzlichen Vorgaben würden dort den Bau eines Wasserkraftwerkes verunmöglichen oder zumindest stark erschweren, heisst es in der Mitteilung. So seien die Dämme am Rhein zwischen Bad Ragaz und Sennwald auf der Wasserseite als Trockenwiesen und Weiden von nationaler Bedeutung ausgeschieden.
Die Regierung misst einem Flusskraftwerk-Projekt am Alpenrhein im Bereich Ellhorn bei Sargans dennoch Potenzial zu. «Dies vor allem dann, wenn eine Wasserkraftanlage mit umfassenden ökologischen Aufwertungen kombiniert werden könnte». Die Regierung hat deshalb eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die eine ganzheitliche Neubeurteilung eines Flusskraftwerks am Alpenrhein prüft. Mit dem Auftrag trage sie mehreren Vorstössen im Kantonsrat Rechnung. (pb/mgt/sda)

Quelle: Clemenspool - Eigenes Werk, wikimedia, gemeinfrei
Die Regierung hat eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die eine ganzheitliche Neubeurteilung eines Flusskraftwerks am Alpenrhein prüft. Im Bild: Rhein beim Ellhorn.