Monatsstatistik September: Überraschende Wende
Im September schnellte die geplante Bausumme auch dank eines Grossprojekts vom tiefen Vorjahreswert in die Höhe. Das Wachstum ist breit abgestützt, lediglich das Tessin fiel zurück.
Quelle: Stefan Breitenmoser
Trotz unsicherer wirtschaftlicher Lage investiert die Agrargenossenschaft Fenaco zurzeit viel Geld in eine neue Zentrale in Winterthur.
Mit diesem Septemberergebnis hatten wohl die wenigsten gerechnet. Denn im abgelaufenen Monat stieg die auf Basis von Gesuchen ermittelte Hochbausumme im Vergleich zum Vorjahresmonat um satte 37,7 Prozent. Damit kann das Schweizer Bauhaupt- und Ausbaugewerbe endlich wieder auf einen vollends zufriedenstellenden Monat zurückblicken. Zwar war der Vergleichswert für einmal nicht so gross, da der Monat September im Rekordjahr 2024 nicht zu den besten gehörte. Dennoch handelt es beim heurigen um das beste Septemberergebnis der letzten zehn Jahre. Dies dürfte für tiefes Durchatmen sorgen, da sich die letzten Monate für die hiesige Baubranche eher schwierig gestalteten. Nun aber liegt der Dreimonatsdurchschnitt gar 8,0 Prozent über dem Vorjahreswert und auch die bisher im Jahr aufgelaufene Summe (YTD – Year to date) konnte gegenüber dem Vorjahr aufholen (YTD: -7,1%), wie die Zahlen der Infopro Digital Schweiz GmbH zeigen.
Ausschlaggebend für dieses starke Ergebnis war vor allem das Abschneiden der Ostschweiz, welche die geplanten Investitionen in den Gebäudepark im Vergleich zum Vorjahresmonat verdreifachen konnte (+202,8%). Dies weil in den Kantonen Thurgau (+492,7%), St.Gallen (+50,0%) und Graubünden (+84,8%) diverse Projekte aufgegleist wurden, wobei insbesondere der Neubau der KVA Weinfelden mit einem Gesamtvolumen von 558 Millionen Franken stark zu Buche schlug. Doch auch die Zentralschweiz (+51,8%) schnitt dank kleinerer Kantone wie Zug (+266,1%), Obwalden (+222,5%) oder Uri (+356,6%) überzeugend ab. Denn die Dynamik in Luzern (-9,1%) zeigte in eine andere Richtung.
Erholung im MFH-Bau
Die Tendenz war in der Deutsch- und der Westschweiz aber allgemein erfreulich. Nebst den beiden genannten Regionen durfte man sich auch in Zürich (+12,6%), der Nordwestschweiz (+18,5%), im Espace Mittelland (+5,2%) und in der Genferseeregion (+20,0%) über einen Anstieg der geplanten Investitionen freuen. Einzig das Tessin (-5,7%) konnte da nicht mithalten.
Die erfreulichste Nachricht ist aber sicherlich, dass sich der Wohnbau für einmal von seiner Sonnenseite zeigte. Bislang eines der Sorgenkinder konnte er im September um 38,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zulegen. Für den Bau von Mehrfamilienhäusern (MFH) sah es mit einem Plus von 49,7 Prozent sogar noch besser aus als für den Bau von Einfamilienhäusern (EFH) (+0,7%). Zwar lag die bisher im Jahr aufgelaufene Summe für den MFH-Bau immer noch unter dem Vor-jahreswert (YTD: -8,9%), doch immer-hin stimmt der Dreimonatsdurchschnitt (+6,7%) zuversichtlich, dass der Tiefpunkt überwunden ist.
Mit Schwung ins letzte Quartal
Das andere Sorgenkind dieses Jahres ist der Industriebau, der unter dem Zollstreit und der allgemeinen wirtschaftlich unsicheren Weltlage leidet. Deshalb erstaunt es auf den ersten Blick, dass der Industriebau im September um 116,0 Prozent anwachsen konnte. Rechnet man allerdings die Projektkosten für die KVA Weinfelden ab, resultierte gar ein kleines Minus gegenüber dem Vorjahresmonat, der ebenfalls nicht zu den besten gehörte. Ähnliches gilt für den Bürobau, der im abgelaufenen Monat (-26,1%) stotterte.
Immerhin sprang die öffentliche Hand mittels des Baus von Schulen in die Bresche (YTD: +15,2%). So wuchsen die geplanten Investitionen in den Bildungssektor im abgelaufenen Monat um 79,4 Prozent an, während jene in den Gesundheitsbereich rückläufig waren (-61,8%). Positiver sah es da für die Segmente Infrastruktur (+41,9%) und Gesellschaft, Kultur und Freizeit aus (+3,8%) und selbst das leichte Minus im Tourismussegment (-10,8%) sollte nicht überbewertet werden, da es sich auf hohem Niveau bewegte. Für das letzte Quartal bleibt also zu hoffen, dass die Entwicklung im Wohnbau nachhaltig ist. Dann dürfte das Rekord-jahr 2024 nicht komplett unerreichbar sein. Für den Industriebau dürfte es allerdings schwierig bleiben.