16:58 BAUBRANCHE

KOF-Konjunkturprognose: US-Zölle prägen die Schweizer Wirtschaft

Teaserbild-Quelle: ChatGPT/mai

Im Zuge durch die US-Zölle verschlechterter Wettbewerbsbedingungen und anhaltender wirtschaftspolitischer Unsicherheit haben sich die Aussichten für 2026 eingetrübt: Laut der aktuellen Konjunktprognose der KOF dürfte das sportbereinigte BIP nächstes Jahr um 0.9% ansteigen, das sind 0.6 Prozentpunkte weniger als im Sommer erwartet worden war.

Zurzeit prägen handelspolitische Turbulenzen die Konjunktur: Die Erhöhung der Zölle für Schweizer Exporte in die USA bedeutet spürbar verschlechterte Wettbewerbsbedingungen, auch gegenüber Exporten aus EU  mit geringeren Zollsätzen, und eine weiterhin hohe wirtschaftspolitische Unsicherheit. Noch wirkt die Pharmabranche aktuell noch als Stabilisator, allerdings bestehen laut KOF auch hier Abwärtsrisiken, die den positiven Beitrag mittelfristig schmälern könnten.
Die Prognose der KOF gründet auf der Annahme, dass Teile der Schweizer Exporte in die USA mit einem Importzoll von 39% belegt bleiben, während für Waren aus der EU ein US-Zollsatz von 15% gilt. Und dass die von den USA weltweit eingeführten pauschalen Importzölle von 50% auf Stahl-, Aluminium- und Kupferprodukte beibehalten werden. Des Weiteren gehen die KOF-Experten in ihrer Prognose davon aus, dass die Pharmabranche die Preise in den Vereinigten Staaten um 10% wird senken werden müssen und auf ihre Exporte dorthin auch weiterhin keine Zölle erhoben werden.

Wenn für die Schweiz dieselben Zollsätze wie für die EU gelten würden 

Für das laufende Jahr rechnet die KOF in ihrem Basisszenario -  unverändert zur Sommerprognose - mit einem BIP-Wachstum ohne internationale Sportgrossanlässe von 1.4% (unbereinigt 1%). Obwohl sich die erste Jahreshälfte besser entwickelte als noch im Juni erwartet worden war, erwartet man bei der KOF das die zweite Jahreshälfte deutlich schwächer ausfällt als bisher prognostiziert. Für 2026 wurde die Prognose für das sportbereinigte BIP-Wachstum um 0.6 Prozentpunkte auf 0.9% gesenkt (unbereinigt 1.3%), während für 2027 ein BIP-Wachstum von 1.6% (unbereinigt 1.2%) erwartet wird.

Ergänzend zur Basisprognose hat die KOF ein Positivszenario berechnet, in dem auch für die Schweiz ab Oktober die gleichen Zollsätze wie für die EU gelten würden: Hier fällt die Belastung für die exportorientierte Industrie und die unterstellte Unsicherheit deutlich geringer aus, sodass die negativen Effekte auf die Gesamtwirtschaft mit BIP-Anstiegen von 1.5% in diesem Jahr, 1.2% im kommenden und 1.8% im übernächsten Jahr merklich abschwächen.

Aussenhandel gerät wegen US-Aussenhandelspolitik unter Druck

Zwar trüben sich die Aussichten für den Aussenhandel wegen der amerikanischen Aussenhandelspolitik ein und dürften die Dynamik auch auf mittlere Frist schwächen, allerdings war die Entwicklung laut KOF bisher durch vorgezogene Bestellungen zur Vermeidung der Zölle gekennzeichnet. Damit dürfte der Exportrückgang nun im zweiten Halbjahr stark ausfallen. Dennoch steigen die Exporte  aufgrund der ersten Hälfte dieses Jahres dennoch um 2.8% und die Importe um 3.3%. Neben den Auswirkungen der Zollpolitik zeigen die Warenexporte – die Pharma nicht miteingerechnet - einen rückläufigen Trend wegen einer schwächeren weltwirtschaftlichen Nachfrage. Dieser dürfte sich weiter fortsetzen und sich durch die Zölle noch verstärken. Für die nächsten zwei Jahren nehmen die KOF-Experten an, dass die  Zuwachsraten der Exporte mit Anstiegen von 2.1% im Jahr 2026 und 2.5% im Jahr 2027 dann tiefer ausfallen.

Arbeitsmarkt: Unterdurchschnittlicher Stellenzuwachs und verhaltenes Lohnwachstum 

Nach Jahren des Beschäftigungsaufbaus befindet sich der Schweizer Arbeitsmarkt in einer Schwächephase: So geht die KOF im Basisszenario für das Jahr 2025 von einem Beschäftigungswachstum von nur 0.3% aus (Sommerprognose: 0.6%), oder vielmehr vom tiefsten Wachstum seit 2020. Im Verlauf des 2026 dürfte der Stellenzuwachs in Vollzeitäquivalenten dann zwar anziehen, aber 0.5% im Vergleich zum Vorjahr unterdurchschnittlich bleiben. Die Arbeitslosenquote dürfte  bis 2026 auf 3.2% gemäss dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) respektive 5% gemäss der International Labour Organization (ILO) steigen. Auch 2027 werde sie voraussichtlich auf erhöhtem Niveau verharren, heisst es bei der KOF. Aufgrund des abgekühlten Arbeitsmarkts wird wohl auch das Lohnwachstum verhalten bleiben, doch wegen der tiefen Inflation legen die Reallöhne insgesamt leicht zu. Im positiven Szenario würde sich auch der Arbeitsmarkt besser entwickeln und die Arbeitslosenquote dürfte auf 3.1% ansteigen.

Firmen investieren weniger und Haushalte geben weniger Geld aus 

Die Unsicherheit durch den Zollschock und die schwächeren Arbeitsmarktaussichten belasten auch die Investitionsausgaben der Firmen sowie die Konsumausgaben der privaten Haushalte. Auch wenn das Bevölkerungswachstum und die niedrige Inflation die Kaufkraft stützen, reicht dies nicht aus, um den sich abkühlenden Arbeitsmarkt zu kompensieren. Deshalb hat die KOF ihre Prognose für den privaten Konsum für die Jahre 2025 und 2026 leicht nach unten revidiert: Nun betragen die Wachstumsraten 1.4%. Dies entspricht -0.1 Prozentpunkte respektive -0.2 Prozentpunkte gegenüber der letzten Prognose. 2027 dürfte der Anstieg der privaten Konsumausgaben mit 1.6% leicht höher sein.

Im zweiten Quartal machte sich bei den Ausrüstungsinvestitionen ein  Rückgang aufgrund von Sondereffekten bemerkbar. Abgesehen davon deuteten eine schwache Ertragslage, geringe Kapazitätsauslastung und hohe Unsicherheit auf eine anhaltende Investitionsschwäche hin, schreibt die KOF. In diesem Jahr sind die Investitionsausgaben nur um 0.6% gestiegen:  Die Verschärfung des Handelskonflikts sowie die Industrierezession belasten die Investitionstätigkeit. Für kommendes Jahr rechnen die KOF-Experten damit, dass sie  mit einem Anstieg von 0.2% nahezu stagnieren. Erst 2027 dürften sie wieder etwas mehr Schwung erhalten und um 2.0% zunehmen.

Inflationsaussichten unverändert tief – Leitzins der SNB verharrt bei null Prozent

Für das laufende Jahr erwartet die KOF weiterhin eine Teuerung von 0.2%, für 2026 von 0.5% und 2027 von 0.6%. Treiber sind hier hauptsächlich die Mieten und die inländischen Dienstleistungen, während die inländischen Waren, Importe und Energiepreise dämpfend wirken. In den letzten Monaten lag die Inflation am unteren Rand des Bereichs, den die Schweizerische Nationalbank (SNB) mit Preisstabilität gleichsetzt. Ein starker Franken, ein schwächeres Lohnwachstum sowie eine abschwächende Teuerungsdynamik bei den Mieten könnten die Inflation noch tiefer ausfallen lassen. Entsprechend erwartet die KOF im Prognosezeitraum keine weiteren Zinsschritte der SNB, womit der Leitzins über den gesamten Prognosezeitraum bei 0% verharrt.

Die Prognoseunsicherheit bleibt hoch

Die Unsicherheit bezüglich der US-Handelspolitik bleibt laut KOF sehr hoch. Dies könnte dazu führen, dass die Unternehmen vermehrt die Produktion in Ausland verlagern. Sollten künftig auch Pharmaprodukte Zöllen unterliegen, könnten die Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft erheblich sein. Aufwärtsrisiken ergeben sich aus einer möglichen Entspannung des Handelskonflikts – zum Beispiel im Zuge erfolgreicher Verhandlungen zur Reduktion der US-Zölle. (mgt/mai)

Trumpzölle (Symbolbild)

Quelle: ChatGPT/mai

Die Zölle Trumps wirken sich auf die Schweizer Wirtschaft aus.

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