Bauregion Solothurn: Grossen Projekten droht das Aus an der Urne
Ende September hat Solothurns Stimmbevölkerung über Kredite für zwei grosse Bauvorhaben im Kanton entschieden. Das Nein zur Aufwertung des Bahnhofs in der Hauptstadt ist auch ein Warnsignal für kommende Abstimmungen.
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Dunkle Wolken über Solothurn: In den Kassen von Stadt und Kanton herrscht Ebbe, grossen öffentlichen Bauvorhaben erwächst auch auch deswegen bisweilen erbitterter Widerstand.
Einen neuen Platz, eine neue Unterführung und Velostation, umgestaltete Parkplätze und Bushaltestellen sah das Projekt «Bahnhof Solothurn Süd» vor. Inklusive der Aufwertungs-Massnahmen im Gebiet südlich des Bahnhofs waren die Gesamtkosten mit 163 Millionen Franken veranschlagt. 22,5 davon hätte der Kanton übernehmen sollen. Doch dessen Souverän lehnte das deutlich ab. Somit wird nun lediglich der Regionalverkehr Bern Solothurn seine Perrons ausbauen und überdachen.
Am selben Abstimmungssonntag Ende September hiess Solothurns Stimmbevölkerung dagegen den Anteil von 104,5 Millionen Franken am 200-Millionen-Vorhaben für einen verbesserten Hochwasserschutz sowie die Aufwertung von Flächen entlang des Flüsschens Dünnern gut.
Die Schulden wachsen
Im Abstimmungskampf zu beiden Vorlagen hatte die Gegnerschaft rund um die kantonale SVP vor allem die hohen Kosten kritisiert. Angesichts der Nettoverschuldung des Kantons von 978 Millionen dürfte das Argument bei einigen verfangen haben. Zumal der Kanton für 2026 bis 2029 mit Defiziten in dreistelliger Millionen-Höhe rechnet. Das war bereits für 2024 der Fall gewesen. Am Ende resultierte jedoch statt des budgetierten Minus von 112 Millionen Franken ein Fehlbetrag von nur 9 Millionen. Dies bei einem Gesamtaufwand von rund 2,65 Milliarden.
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Kleiner Fluss mit hohem Schadenspotenzial, wie hier in Oensingen, wo die Dünnern mitten durchs Gewerbegebiet fliesst. Das Hochwasserschutzprojekt soll Sicherheit für die nächsten 70 bis 80 Jahre schaffen.
Quelle: Bauherrengemeinschaft Entwicklung Bahnhof Solothurn Süd
Viel Grün auf dem neuen Platz südlich des Bahnhofs Solothurn, eine Rampe, die zum neuen unterirdischen Velo-Parkhaus führt - nach dem Nein zum Verpflichtungskredit in der kantonalen Abstimmung wird aus dieser Visualisierung auf absehbarer Zeit nicht Realität.
Ein wichtiger Grund für die roten Zahlen im Finanz- und Aufgabenplan für die zweite Hälfte des Jahrzehnts sind weitere Investitionen. Gleich mehrere kantonale Grossprojekte befinden sich in der Pipeline. So kommt etwa im Frühjahr 2026 ein Verpflichtungskredit über 84,5 Millionen Franken für den Bau des neuen zentralen Polizeistützpunkts in Oensingen an die Urne.
Quelle: Filippo Bolognese, Milano
Das nächste grosse Bauprojekt des Kantons, das sich dem Votum der Soluthurner Stimmbürgerschaft stellen wird: der zentrale Polizeistützpunkt in Oensingen. Die finale Planung sieht ein oberirdisches Geschoss weniger vor als in dieser Visualisierung sichtbar.
Ausserdem hiess der Kantonsrat die Erweiterung der Kantonsschule in Solothurn gut. Von drei Varianten machte die mit rund 130 Millionen Franken kostengünstigste das Rennen. Sie beinhaltet eine Sanierung am bestehenden Standort sowie eine Erweiterung im nahen, bisherigen Gebäude der Pädagogischen Hochschule. Diese zügelt 2026 nach Olten.
Aus Baugrube wird Parkgarage
Um dieses Sanierungsvorhaben zu realisieren, erachten die Kantonsbehörden gemäss der «Solothurner Zeitung» genau so wenig eine Abstimmung für nötig wie für die zweite Neubau-Etappe am Bürgerspital in Solothurn. Dabei haben die Verantwortlichen das ursprüngliche Projekt mit Gesamtkosten von 340 Millionen Franken stark abgeändert. Statt eines neuen, zweiten Spitalgebäudes soll nun an der Stelle des ehemaligen Bettenhochhauses eine zweigeschossige Tiefgarage mit einem Park darüber entstehen.
Quelle: zvg
Seit dem Rückbau des alten Bürgerspitals Solothurn klafft an dessen Stelle Fläche von rund 9000 Quadratmetern eine Baugrube mit einer Tiefe von drei Metern. Nach neusten Plänen soll dort eine Tiefgarage mitsamt Park auf dem Dach entstehen.
Weiter fortgeschritten ist der «Neue Bahnhofplatz Olten». Neulich endete die Eingabefrist im Mitwirkungsverfahren für dieses Bauprojekt, bis Ende Jahr soll es finalisiert werden. Mitte 2026 sollen das städtische und das kantonale Stimmvolk über Beiträge von jeweils 32 Millionen an das mit 160 Millionen veranschlagte Gesamtvorhaben abstimmen.
Energiewende im Gegenwind
Vor dem kantonalen Verwaltungsgericht sind noch immer die Rekurse gegen die Baubewilligung für den Windpark Grenchen hängig – 15 Jahre nach seiner Lancierung. Zähen Widerstand erfährt die Energiewende auch auf Solothurns Politparkett. Obwohl die SVP als einzige Partei das neue Energiegesetz bekämpfte, scheiterte es im Februar an der Urne krachend.
Quelle: SWG
Auf dem Grenchenberg ist laut Messungen genügend Potenzial für einen rentablen Windpark vorhanden. Weist das Solothurner Verwaltungsgericht Rekurse gegen die Baubewilligung ab, könnte es mit dem Bau oberhalb von Grenchen in nicht allzu ferner Zukunft losgehen.
Vor diesem Hintergrund erscheint die langfristige Sicherung einer nachhaltigen Energiequelle umso wichtiger. Der Solothurner Regierungsrat erteilte der mit 63 Millionen Franken veranschlagten Sanierung des Stauwerks Winznau die Bewilligung. Im Spätsommer haben die Arbeiten am grössten Laufwasserkraftwerk an der Aare begonnen.

Quelle: Amt für Umwelt Kanton Solothurn
Mehr Platz für den Fluss: So wie hier im Bild in der Nähe von Wangen bei Olten wird es künftig entlang der Dünnern an mehreren Stellen aussehen. Das Wasser, das hier durchfliesst, speist wenige Kilometer nach der Mündung in die Aare das Laufwasserkraft Winznau.