Kanton Aargau will Geothermie-Nutzung mit Kataster vorantreiben
Mit einem öffentlich einsehbaren Online-Kataster will der Kanton Aargau die Geothermie-Nutzung vorantreiben. Digitale Eignungskarten zeigen, in welchen Regionen ein besonderes Potenzial für die Wärmenutzung aus dem Untergrund besteht.
Quelle: Screenshot, Geoportal Aargau
Der Kanton Aargau will mit einem öffentlich einsehbaren Online-Kataster die Geothermie-Nutzung vorantreiben.
Der Kanton Aargau verfüge über günstige geologische Voraussetzungen für die Nutzung der Geothermie und biete gute Bedingungen für die Erschliessung von Tiefengeothermie, heisst es in einer Mitteilung des Aargauer Departements Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) von Mittwoch.
Der Regierungsrat stehe der Nutzung von Geothermie im Kanton positiv gegenüber und begrüsse «unterschiedliche Anwendungsformen». Die Geothermie, insbesondere für die untiefe Wärmenutzung mit Erdwärmesonden, leiste einen wesentlichen Beitrag zu einer nachhaltigen und sicheren Energieversorgung sowie zur Dekarbonisierung.
Zudem biete sie Vorteile, etwa hinsichtlich der Grundlastfähigkeit, der Flexibilität im Betrieb für Wärme- und Stromproduktion und dem geringen Flächenbedarf. Hinzu komme die nahezu unbegrenzte Verfügbarkeit. Entsprechend unterstütze der Kanton die Entwicklung der wirtschaftlichen Nutzung der Wärme aus dem tiefen Untergrund, heisst es.
Geothermie-Kataster zeigt Potenzial
Basierend auf dieser Ausgangslage hat der Regierungsrat im März 2022 ein Postulat aus dem Grossen Rat entgegengenommen, das ein Geothermiekataster zur Identifizierung des Erdwärmepotenzials in den Aargauer Gemeinden forderte. Damit sollte eine strategische Grundlage für Investitionen und Projektentwicklungen geschaffen und somit die Nutzung der tiefen Geothermie im Kanton vorangetrieben werden.
Die Abteilung Energie des BVU hat dieses Potenzial nun mit Fachexperten genauer untersucht. Dabei wurde gemäss Mitteilung die in der Öl- und Gasindustrie gängige Methodik der Play Fairway Analysis (PFA) angewendet. Der Ansatz kombiniere das wirtschaftliche Absatzpotenzial an der Oberfläche durch vorhandene Infrastrukturen – wie Strom- und Fernwärmenetze – mit den geologischen Gegebenheiten im Untergrund.
Die Resultate – ein technischer Bericht sowie öffentlich einsehbare Online-Eignungskarten, die in der Gesamtsicht das örtliche Geothermiepotenzial skizzieren – sind nun in den Online-Karten auf dem Geoportal des Kantons aufgeschaltet.
Muschelkalk als Zielschicht
Die bisherigen Arbeiten zum Geothermiepotenzial fokussieren gemäss Mitteilung auf den Muschelkalk-Aquifer als Zielschicht – das heisst auf wasserführende Karbonatgesteine der Schinznach-Formation (Oberer Muschelkalk). Muschelkalk-Aquifer habe sich in der Schweiz als Schicht erwiesen, die sich für eine geothermische Nutzung eignet, heisst es.
Als Ergebnis der Untersuchungen erscheinen laut der Abteilung Energie des BVU mögliche Geothermiestandorte rund um die grösseren Zentren südlich des Juras attraktiv. Standorte entlang der Limmat und der Aare dürften sich mit der Zielschicht Muschelkalk nur für die Wärmenutzung eignen, dafür aber auch mit weniger tiefen und deshalb kostengünstigeren Bohrungen einhergehen.
Wie aus der Mitteilung weiter hervorgeht, liegt die Temperatur im Süden des Kantons in Bereichen, in denen eine Stromproduktion in der Tiefe des Muschelkalks möglich wäre. Dies bedinge aber auch eine tiefere und somit teurere Bohrung, heisst es.
Erweiterung auf tiefere Schichten
Die Potenzialabschätzung sei eine erste Grundlage, um sich an die strukturellen Eigenschaften im Untergrund auf Stufe Muschelkalk sowie die bestehenden Infrastrukturen anzunähern. Der Kataster schaffe eine methodische Basis, um aufzuzeigen, wo im Kanton anhand der benutzten Modelle ein erhöhtes Potenzial für Nutzung geothermischer Energie besteht. Eine mögliche Erweiterung könnte gemäss Mitteilung in der Berücksichtigung von weiteren Zielschichten, wie etwa dem Kristallin, oder der Kombination mit Geospeichern bestehen. (mgt/pb)
Zu den Eignungskarten im Geoportal: www.ag.ch/geoportal