Aufgegebene Synagoge im Elsass: Immobilienverkauf der seltenen Art
Café, Wohnraum, Bibliothek, Galerie? In Altkirch im Elsass
steht eine Synagoge zum Verkauf. Preis samt Umschwung: 235'000 Euro. Die
künftigen Besitzer können ihrer Phantasie bei der Umnutzung freien Lauf lassen.
Ein Projekt mit Seltenheitswert.

Quelle: Alexandra von Ascheraden
Für 280 Quadratmeter ehemalige Synagoge plus Umschwung ist ein Kaufpreis von 235 000 Euro angesetzt. Renovierungsbedürftigkeit, fehlende Heizung, fehlender Anschluss an Strom- und Wasserversorgung dürften dem künftigen Besitzer noch einiges an Zusatzkosten bescheren. Dafür erhält er ein absolut einmaliges Objekt.
Es ist ein grosszügiges Gebäude mit ungewöhnlicher Raumhöhe. 280 Quadratmeter Wohnfläche, dazu 15 Aren Grund, zentral gelegen, erbaut 1834 bis 1837. Der Haken: Es fehlen Heizung, Strom und fliessendes Wasser. Zudem ist das Gebäude renovierungsbedürftig. Entsprechend moderat ist der angesetzte Preis: 235 000 Euro.
Dafür bekommt man ein Gebäude, das es so fast nie auf dem Markt gibt,
denn es handelt sich dabei um eine profanisierte Synagoge. Sie steht in
Altkirch im Elsass zum Verkauf. Der Käufer darf sie beliebig umbauen. Von
Wohnnutzung über Kulturelles bis zu Künstlerateliers ist alles denkbar.
Der Grund für den Verkauf ist, dass es schon lange keine
ortsansässige jüdische Gemeinde mehr gibt. Schon seit den 1960er-Jahren gibt es in Altkirch nicht mehr die
erforderlichen zehn jüdischen Männer, die es braucht, um gemeinsam die Thora zu
lesen. Die Gemeinde hat sich längst aufgelöst.
Lange jüdische Tradition
Laurent Schilli, Generalsekretär des jüdischen Konsistoriums in Colmar, erklärt, dass man sich nach Jahrzehnten des Leerstands nun aus praktischen Gründen zum Verkauf entschlossen habe. Er berichtet, dass sich in den Archiven eine lange jüdische Tradition in Altkirch nachvollziehen lasse. Im Südelsass waren seit dem 13. Jahrhundert Juden präsent, in Altkirch selbst vermutlich seit dem 14. Jahrhundert.
Explizit erwähnt wurden sie in den Archiven vor allem
dann, wenn sie wegzogen oder Ärger dräute. So wurde die Abwanderung von
Altkircher Juden nach Basel 1365 ebenso erwähnt wie die Tatsache, dass 1435 die
gesamte jüdische Bevölkerung des Orts wegen einer Steueraffäre ins Gefängnis
geworfen wurde.
Ab hier ist dieser Artikel nur noch für Abonnenten vollständig verfügbar.
Jetzt einloggenSie sind noch nicht Abonnent? Übersicht Abonnemente