Stefansviertel in Zürich-Schwamendingen: Ein Viertel aus Sechsecken
Die Stefanskirche war im Zürcher Quartier Schwamendingen ein
Pionierbau der Stadterweiterung. Nun soll ihr Areal mit Ersatzneubauten in
ein kleines «Stefansviertel» verwandelt werden, das Wohnungen und kirchliche
wie auch gemeinschaftliche, öffentliche Nutzungen anbietet. Das siegreiche
Wettbewerbsprojekt setzt auf Sechsecke.

Quelle: Lukas Imhof Architektur GmbH
Das Stefansviertel wird ein Gegenüber des neuen Wohnprojekts Stefanshof werden. Der alte Glockenturm erinnert an die Pionierzeit des Quartiers Hirzenbach.
Schwamendingen war ein kleines Dorf am südlichen Rand des
Glatttals, bevor es per 1. Januar 1934 in die Stadt Zürich eingemeindet wurde.
Die alte Landstrasse von Zürich nach Winterthur durchquerte das Ortszentrum,
die Linienführung der Eisenbahn zwischen diesen beiden Städten erfolgte aber
mehrere Kilometer entfernt nördlich der Glatt, jenseits der Gemeindegrenze.
Das peripher gelegene, durch den öffentlichen Verkehr lange
schlecht bediente Quartier auf der Nordseite des Zürichbergs erlebte nach dem
Zweiten Weltkrieg eine Boomphase: Zwischen 1941 und 1961 verzehnfachte sich die
Wohnbevölkerung von rund 3500 auf rund 35 000 Personen.
Ein Bebauungsplan des Stadtbaumeisters Albert Heinrich
Steiner aus dem Jahr 1948 bildete das Gerüst für die rasante Erweiterung des
Siedlungsgebiets entlang des unteren Berghangs und in der Talebene. Es entstand
eine durchgrünte Wohnvorstadt. Genossenschaftliche Wohnsiedlungen dominieren.

Quelle: Creative Commons BY SA 4.0 / Baugeschichtliches Archiv, Wolf-Bender's Erben
Das Foto von 1955 zeigt den Glockenturm der Stefanskirche zwischen dem Kirchgemeinde- und dem Pfarrhaus.
Zeichen der Zeit
Die Stefanskirche, eine «Filialkirche» im östlichen
Quartierteil Hirzenbach, repräsentiert Schwamendingens Boomphase. Sie steht
südlich der Altwiesenstrasse, welche die Grenze zwischen der Hangbebauung und
dem Ortsteil in der Talebene markiert. Erbaut wurde sie von 1954 bis 1955 nach
einem Entwurf von den Architekten Max Aeschlimann und Armin Baumgartner, die zu
jener Zeit in Zürich sowohl im Kirchen- als auch im genossenschaftlichen
Wohnungsbau aktiv waren.
Das Bauensemble auf leicht nach Süden ansteigendem Terrain
umfasst den Kirchenbau, ein Pfarrhaus und ein Kirchgemeindehaus, die über
offene Galerien miteinander verbunden wurden. Direkt an der Strasse entstand ein
freistehender Kirchturm. In stilistischer Hinsicht handelt es sich um ein Werk
der Schweizer Moderne, das typisch ist für diese Epoche: schlichte Baukörper,
angereichert mit ornamentalen, an traditionelle Architektur erinnernde Details.
Die Zeiten haben sich geändert für Schwamendingen. Nach einer längeren Phase der Stagnation und eines leichten Bevölkerungsrückgangs wurde das Quartier mit einer eigenen Tram und durch den Zürichbergtunnel der S-Bahn mit der Station Stettbach besser in das ÖV-Netz eingebunden. Es wird gemeinsam mit Arealen der Nachbargemeinden Wallisellen und Dübendorf als Teil der «Glatttalstadt» betrachtet, in der eine höhere bauliche Dichte als bisher erwünscht ist.
In den vergangenen zwanzig Jahren sind verschiedene Siedlungen
des Quartiers mit Ersatzneubauten verdichtet worden, weitere Projekte werden
aktuell umgesetzt oder sind in Planung.

Quelle: Lukas Imhof Architektur GmbH
Das Stefansviertel wird eingefasst durch Wohnbauten, die im 21. Jahrhundert geplant wurden und teilweise noch in der Realisierungsphase stecken.
«Herz», «Lunge», «Leber»
Die jüngeren Entwicklungen im Umfeld bilden den Hintergrund für das Stefansviertel, mit dem die Reformierte Kirche Zürich Hirzenbach ihr Areal an der Altwiesenstrasse zukunftstauglich machen möchten. Die 1999 letztmals sanierte Stefanskirche könne den heutigen Ansprüchen an eine zeitgemässe Kircheninfrastruktur nicht gerecht werden, befanden die Verantwortlichen. Sie verfüge nicht über ausreichend bestehende Nutzfläche.
Deshalb entschied man sich für eine Neuüberbauung. Der Entwurfsperimeter an der
Einmündung des quer zum Hang verlaufenden Luchswiesenwegs in die
Altwiesenstrasse hat eine etwas eigentümliche Form: Er umschreibt in etwa einen
Viertelkreis und erstreckt sich über 4045 Quadratmeter.
In ihm will sich die Kirchgemeinde über die neue Bebauung
manifestieren und «ins Quartier hinausstrahlen». Das angedachte Stefansviertel
soll Wohnen mit kirchlichen wie auch gemeinschaftlichen und öffentlichen
Nutzungen kombinieren. Lösungsvorschläge für die Neuüberbauung wurden mit einem
selektiven Projektwettbewerb gesucht.
Lunge zum Durchatmen
Die Vermittlung des Raumprogramms an die Wettbewerbsteams erfolgte in einer ungewöhnlichen, originellen Weise. Die Auftraggeberin interpretierte das gewünschte Resultat als Körper. Die verschiedenen Teile des Programms wurden als Organe beschrieben, die das grössere Ganze sozial funktionsfähig machen und somit zum Leben erwecken: das Herz ermöglicht «öffentliches Begegnen und verträumtes Verweilen», die Lunge ein «Durchatmen im Alltag und Feiern zum Festtag (explizite Spiritualität)».
Es folgen in dieser Aufzählung
Magen, Hirn, Muskeln, die Leber («Wohnen in Vertrautheit und Gemeinschaft»),
das Skelett und die Haut. Dieses vergeistigt-verkörperlichte Programm wurde
ergänzt durch konkrete Vorstellungen beim Zusammenwirken der Organe und deren
Bezug zur Umwelt. Der Hauptzugang zum Stefansviertel sollte von der
Altwiesenstrasse direkt ins Herz führen, das zentrale Organ, an welche alle
anderen Organe anschliessen.
Zwölf Projekteingaben waren zu beurteilen. Nach einer ersten
Vorprüfung waren noch vier Teams im Rennen. Am Ende empfahl das Preisgericht
der Auftraggeberin einstimmig, das Projekt «Maya» von Lukas Imhof Architektur
GmbH, Zürich, mit Planikum AG, Zürich, Ferrari Gartmann AG, Chur, Durable
Planung & Beratung GmbH, Zürich, Kempter + Partner AG, St. Gallen, und B3
Kolb AG, Winterthur, zur Weiterbearbeitung.

Quelle: Lukas Imhof Architektur GmbH
Das Stefansviertel wird eingefasst durch Wohnbauten, die im 21. Jahrhundert geplant wurden und teilweise noch in der Realisierungsphase stecken.
Kirche zuvorderst
Das Siegerprojekt platziert auf dem Areal drei sechseckige
Volumen. Die Sechsecke weisen ungleiche Seitenlängen auf, aber sie beruhen alle
auf demselben Raster und sind symmetrisch aufgebaut, jeweils mit einer
Längsachse in Nord-Süd-Richtung. In der Ecke des Viertelkreises, an der Altwiesenstrasse,
erhebt sich die neue Kirche – wobei «Kirche» möglicherweise nicht der richtige
Ausdruck ist.
Im Erdgeschoss befindet sich ein Saal mit Bühne, der sich
als «Auditorium» sowohl für sakrale wie auch für andere Zwecke benutzen lässt.
Der Zugang befindet sich beim Eingang zum Areal im Südosten, dort, wo in
Kirchen traditionell der Altar steht. Die Bühne, die auch religiösen Anlässen
dient, ist in dem nach Norden orientierten Gebäudeteil untergebracht.
Über dem Saal, auf dem Niveau des zweiten Obergeschosses,
hat das Entwurfsteam einen «stillen Garten» angelegt. Er lässt sich über einen
Treppenaufgang und einen Lift erreichen. Ein «Kreuzgang» umgibt ihn, der durch
die Auskragung der nach innen geneigten Schrägdächer des Gebäudes angedeutet
ist. An diesem Umgang befindet sich im Norden eine Kapelle und im Westen eine
zweite Aussenkapelle. Zwischen ihnen wird dem grossen Saal über Lufträume
Tageslicht zugeführt.

Quelle: Lukas Imhof Architektur GmbH
Der «Stille Garten» ist Teil des Dachs des Kirchenbaus. Die beiden höheren Volumen werden mit einer Brücke, die auch Wäschetrockenplatz ist, verbunden. Das Projektteam spricht von «Little Italy».
Gegliedert nach Funktion
Mit zunehmender Höhe steigen im Stefansviertel die Intimität und die Möglichkeiten zur Einkehr. Der Weg zum Dachgarten und den Kapellen beginnt beim Eingang zum grossen Saal, beim eigentlichen Portal zum Viertel, welches das «Herz» erschliesst.
Diese Zugangssituation befindet sich am
bisherigen Ort, an der Altwiesenstrasse, am Ende einer geräumigen, sanft
ansteigenden Vor- und Aufenthaltszone, die vom Kirchenbau und dem alten
Kirchturm flankiert wird. Letzterer soll als vertrautes Quartiermerkmal stehen
bleiben.
Zwischen dem Kirchenbau und dem Haus Ost beginnt eine Überdachung auf dem Niveau des ersten Obergeschosses. Sie erstreckt sich über den nördlichen Teil des hofartigen Freiraums, der von den drei Neubauten aufgespannt wird, und macht aus ihm eine Foyerzone.
Das Dach der stützenfreien
Konstruktion ist als Terrasse Teil des allgemeinen Aussenraums und von allen
drei Gebäuden direkt erschlossen. Drei kleinere Aussentreppen verbinden diese
Terrasse zudem direkt mit der Umgebung.
An ihr liegen ein Co-Working Space, eine kleine gemeinschaftlich genutzte Essküche mit Aussensitzplätzen und Räume für die Kinder und Jugendlichen, welchen im Haus Ost ein grosser Teil des ersten Obergeschosses zugeordnet ist. An die Foyerzone grenzen der grosse Esssaal einer Verpflegungsstätte und ein weiterer Co-Working Space.
Nach Süden hin
leitet die Foyerzone über in einen Wintergarten und anschliessend in einen
gemeinschaftlichen Aussenraum, der auch vom Luchswiesenweg her erreichbar ist.

Quelle: Lukas Imhof Architektur GmbH
Das «Herz» der Anlage ist die Foyerzone zwischen den drei Volumen. Sie gewährt freien Zugang zu den angrenzenden Gemeinschaftsbereichen. Die Deckengestaltung erinnert an die Pergola der ursprünglichen Anlage.
33 Wohnungen
Die Häuser Ost und West südlich des Kirchenbaus verfügen
über drei Ober- und ein Attikageschoss. Sie bieten Platz für insgesamt 33
Wohnungen mit 1,5 bis 5,5 Zimmern. Auf der Ebene des Attikageschosses befinden
sich in beiden Häusern gemeinschaftliche Waschräume. Sie sind über eine breite
Brücke miteinander verbunden, auf der man auch Wäsche aufhängen kann – ein
Grund, weshalb das Entwurfsteam das Viertel aufgrund der verschiedenen
Begegnungsmöglichkeiten auch «Little Italy» nennt.
Die Erschliessung der Wohnungen erfolgt direkt vom Strassenraum, beim Haus Ost von der Altwiesenstrasse her an der Südostfassade, hinter der Rampe zur gemeinsamen Tiefgarage, beim Haus West vom Seiten der Luchswiesenweg. Beide Häuser besitzen ein zentrales Treppenhaus mit einem grossen Treppenauge, welches dem sechseckigen äusseren Umriss folgt.
Beim Haus West beginnt es
allerdings erst auf dem Niveau des zweiten Obergeschosses, unter ihm befindet
sich die Garderobenzone des Kinder- und Jugendgeschosses, welche das
Entwurfsteam im Sinne des Raumprogramms mit «Muskeln» umschreibt.

Quelle: Lukas Imhof Architektur GmbH
Die zwei fünfgeschossigen Volumen bieten in den oberen Geschossen Wohnungen mit unterschiedlicher Grösse.
Der Weg in die Wohnungen führt über dem Eingang an dieser
getrennten Zone vorbei zum zentralen Treppenhaus und beschert jenen, welche
sich entschliessen, zulasten ihrer Muskeln auf den Lift zu verzichten, einen
abwechslungsreichen Auf- oder Abstieg.
Die Wohnungen wollen alle Gemeinschaftsformen und
Altersgruppen ansprechen. Sie haben meistens orthogonale Grundrisse, die
Sechseckform wird bei Entrees erkennbar und bei Eckräumen, die meistens
Wohnküchen sind.

Quelle: Lukas Imhof Architektur GmbH
Auf dem Niveau des ersten Obergeschosses verbindet eine Terrasse mit einer Begegnungszone die drei Volumen.
An verschiedenen Stellen lassen sich bei Bedarf ohne
aufwendige statische Massnahmen oder strukturelle Eingriffe Zimmer einer von
zwei benachbarten Wohnungen zuschlagen. Vorgesehen sind auch Joker- und
Gemeinschaftsräume, die sich kurz- oder langfristig dazu mieten lassen.
Die Wohnqualität gliedert sich ein in den Wunsch, eine hohe
urbane Dichte zu schaffen. Gemeinsam mit den ebenfalls jungen Nachbargebäuden
wird mit diesem Projekt in Schwamendingen eine neue Art von Nachbarschaft
entstehen, die ihre Eignung für eine noch junge Art der multikulturellen
Nutzung wird unter Beweis stellen müssen.

Quelle: Lukas Imhof Architektur GmbH
Die Terrasse über der Foyerzone ist als Begegnungsraum konzipiert.
Nachgefragt... bei Stefan Girsberger

Quelle: Nico’s Fotowelt
Stefan Girsberger ist Stadtplaner mit einem Master of Science in Raumentwicklung und Infrastruktursystemen der ETH Zürich. Er ist Mitglied der Arbeitsgruppe Stefansviertel bei der Reformierten Kirche Zürich Hirzenbach und zuständig für die Projektbearbeitung.
Sie
engagieren sich beruflich für dieses kirchliche Projekt. Welche Rolle spielt
für Sie persönlich die Religion bei diesem Engagement?
Stefan Girsberger: Ich wünsche mir, dass mein persönlicher
Glaube sich in den unterschiedlichsten Lebensbereichen in meinem Tun
niederschlägt. Da gehört das Engagement für das Ersatzneubauprojekt
Stefansviertel mit dazu. Aus meiner Sicht ist ein zentraler Aspekt des Projekts
die Übersetzung der Glaubensüberzeugung der Kirchgemeinde in Architektur. Durch
meinen persönlichen religiösen Hintergrund bin ich mit den Konzepten und der
Lebenswelt der Kirchgemeinde vertraut und hoffe so, meinen Beitrag an diese
Übersetzung leisten zu können.
Wird die Religion auch bei der Auswahl der Mieterinnen oder
Mieter der Wohnungen eine Rolle spielen? Welche Auswahlkriterien sind
vorgesehen? Wer bestimmt, wer eine Wohnung bekommt?
Als Kirche spielt Religion, oder mehr die persönliche und
gemeinschaftliche Spiritualität, immer eine Rolle bei dem, was wir tun. Ich
denke, ein zentrales Anliegen, das sich daraus ergibt, ist beispielsweise die
Diversität bei der Mieterschaft. Familien, Alleinstehende, Alt wie Jung,
Menschen mit unterschiedlichem sozialem, kulturellem und eben auch religiösem
Hintergrund werden hier wohnen. Die Intention ist, dass das Wohnen auf eher
kleinen privaten Grundrissen und dafür im weitesten Sinn auch in
gemeinschaftlichen und öffentlichen Räumen stattfindet. Wir sprechen also
primär Menschen an, die eine Affinität für dieses Konzept haben. Der Prozess
für die Erstvermietung ist noch nicht definiert.
Hat sich die Reformierte Kirche Zürich Hirzenbach mit dem
Stefansviertel Renditeziele gesetzt?
Finanzieller Gewinn ist nicht das Ziel. Die Mittel der
Kirchgemeinde sollen jedoch so investiert werden, dass ein wirtschaftlich
nachhaltiger Gemeindeaufbau möglich ist. Die Finanzierungs- und
Unterhaltskosten für den Gebäudekomplex sollen über die Mieteinnahmen gedeckt
werden. Die laufenden Kosten für den kirchlichen Betrieb werden jedoch aus
anderen Quellen gedeckt.
Das Raumprogramm sieht eine ganze Anzahl zumietbarer Räume
vor. Wie wurde der Bedarf an solchen Räumen ermittelt?
Wir haben eine umfassende Mitwirkung sowie eine Standort-
und Trendanalyse durchgeführt. Dazu kommt der Bedarf der Kirchgemeinde für
bestehende beziehungsweise zu erweiternde Nutzungen im kirchlichen Bereich. Mit
dem Ziel, ökologisch effizient und begegnungsfördernd zu sein, sind auch
flexibel zumietbare Räume und gemeinschaftlich genutzte Räume Teil des
Raumprogramms. Sie widerspiegeln also die sich verändernden Nutzungsansprüche
der künftigen Mieterschaft.
Das Stefansviertel mutet vom Programm her an wie eine
kleinere Variante neuerer Baugenossenschafts-Projekte in Zürich, man denkt an
die Überbauung Kalkbreite oder das Hunziker-Areal. Es befindet sich aber im Gegensatz
zu diesen Beispielen in einem ausgesprochenen Wohnquartier. Lassen sich solche
Vorbilder problemlos auf Hirzenbach übertragen?
Übertragen lassen sie sich nicht, aber inspirierend waren
sie allemal. Wir verstehen uns als Teil eines gewachsenen, aber sich stark
verändernden Quartiers. Dieses wollen wir wie andere gemeinschaftsorientierte
Projekte positiv prägen. Für uns bedeutet das: Begegnung fördern,
Identifikation stiften, gastfreundliche Heimat sein und auch von einem
alltagsrelevanten Christ sein zeugen. Im Gegensatz zu grösseren Projekten mit
einem grösseren Einzugsgebiet, möchten wir hingegen primär die hier lebende
Quartierbevölkerung ansprechen und ihre (künftigen) Bedürfnisse aufnehmen. Aus
raumplanerischer Sicht fördert die «Stadt-der-kurzen-Wege» die Lebensqualität.
Öffentliche und gemeinschaftliche Nutzungsangebote in peripheren Wohnquartieren
sind ein wichtiger Schritt dazu.
Das Siegerprojekt besteht aus drei Bauvolumen mit
beträchtlicher Tiefe, die ziemlich nahe beieinanderstehen. Wie stellte man im
Evaluations-verfahren die Qualität, etwa die Tagelichtversorgung, sicher?
Als öffentliche Institution haben wir für die
Qualitätssicherung einen anonymen, selektiven Projektwettbewerb durchgeführt.
Dazu gehörten die gängigen Vor-prüfungen sowie eine Jury aus Fach- und
Sachexperten. Eine Herausforderung des Projekts ist sicherlich die
Tageslichtversorgung von gewissen Wohnzimmern. Sie wird in den Folgephasen
weiterbearbeitet.
Was sind Aspekte, welche das Siegerprojekt von den anderen
Wettbewerbseingaben abgehoben hat?
Was das Projekt aus meiner Sicht besonders stark macht, ist
die Art und Weise, wie es die komplexen Ansprüche an den theologischen
Ausdruck, die Ökologie, die Funktionalität oder die Nahbarkeit umsetzt. So ist
der Kirchenraum auf der Sichtachse des Strassenknotens als sakraler,
christlicher Ort sicht- und erkennbar. Und das Gebäudeensemble zeugt von einer
zeitgemässen und alltagsnahen Kirche. Die unzähligen Wegbeziehungen, die klugen
Raumgeometrien trotz spezieller Gebäudeform und das Zusammenspiel von
Durchlässigkeit und Rückzugsmöglichkeit ermöglichen eine gute Nutzbarkeit. Dank
der ökologischen Bauweise trägt das Projekt der Umwelt Sorge. Die Verarbeitung
der Geschichte des Ortes in die Architektur schafft heute schon verblüffende Vertrautheit
bei den aktuellen Nutzerinnen und Nutzern der Stefanskirche.
Welches ist der aktuelle Stand des Projektes? Sind Sie guter
Dinge, dass die Einweihung und der Bezug wie auf Ihrer Website
stefansviertel.ch angekündigt im Jahr 2025 stattfinden kann?
Momentan passen wir die interne Projektorganisation für die
nächste Projektphase an, es werden zusätzliche interne Ressourcen geschaffen.
Diese Übergangsphase dauert noch an. Mit dem Start in die nachfolgende Phase,
wird der Zeitplan routinemässig überprüft, verfeinert und gegebenenfalls
angepasst. Es ist nach wie vor realistisch, dass wir das Stefansviertel im Jahr
2025 beziehen können. Wir freuen uns bereits heute darauf, es mit Leben zu
füllen. (mp)