Diese Bauprojekte beschäftigen den Kanton Aargau 2022
Eine Umfahrung samt neuer Reussbrücke für Melligen, der Verbraucherschutz zügelt nach Unterentfelden, Aarau wagt einen zweiten Versuch mit dem Aarekraftwerk und Baden erhält ein neues höchstes Gebäude. Eine Auswahl der aktuellen Bauprojekte im Kanton Aargau.

Quelle: Claudia Bertoldi
Die Gemeinde Melligen, am linken Ufer der Reuss gelegen, will mit einer Umfahrungsstrasse ihre bestens erhaltene Altstadt aus dem Mittelalter, die zu den Ortsbildern von nationaler Bedeutung gehört, vom Verkehr entlasten
Endspurt bei der Umfahrung Melligen
Mellingen – Die Gemeinde Melligen, am linken Ufer der Reuss gelegen,
hat rund 6000 Einwohner und eine bestens erhaltene Altstadt aus dem
Mittelalter, die zu den Ortsbildern von nationaler Bedeutung gehört. Die
Umfahrungsstrasse wird deshalb sowohl dieses Ortsbild aufwerten, als auch den
Wohnort attraktiver machen und die Bedeutung Melligens als regionaler Entwicklungsschwerpunkt
unterstützen. Die Arbeiten zur Ortsumfahrung begannen im Sommer 2020 und setzen
sich im Wesentlichen aus zwei Abschnitten zusammen: Abschnitt eins umfasst die
Neuanlage der Kantonsstrasse 268 und als entscheidendes Element den Bau einer
neuen Reussbrücke und entlastet somit die Altstadt vom Durchgangsverkehr.
Abschnitt zwei beinhaltet die Neuanlage der K269, womit auch der neue Stadtteil
von Melligen umfahren wird. Die Bauarbeiten werden bis Sommer 2023 dauern und
kosten 36,5 Millionen Franken.
Weitere Bauprojekte im Kanton Aargau

Quelle: Eniwa AG
Das Wasserkraftwerk Aarau soll bis Ende 2029 mit einem neuen Kraftwerk ersetzt werden.
Zweiter Anlauf mit Fischtreppe
Aarau – Das Wasserkraftwerk Aarau, dessen Turbinen bis zu
hundert Jahre alt sind, muss ersetzt werden. Doch so einfach ist die Planung
eines Neubaus in der Kantonshauptstadt nicht. 2013 hatte der Energie- und
Wasserversorger Eniwa AG ein erstes Projekt vorgelegt, das von den Behörden
auch bewilligt wurde. Doch die vielen, zwar abgelehnten Einsprachen von Umwelt-
und Fischereiverbänden führten dennoch zu einer kompletten Überarbeitung des Bauvorhabens.
Das neue Projekt sieht drei Turbinen am Standort der heutigen Zentrale 2 vor,
dazu eine Fischaufstiegshilfe bei der Mittelinsel und Hochwasser- und
Schwallen-Entlastungsöffnungen bei der heutigen Zentrale 1. Die ursprünglich
geplante Kraftwerkshalle fällt weg. Kosten wird das Projekt 144 Millionen
Franken. Die Baubewilligung soll dieses Frühjahr erteilt werden, damit die Arbeiten
am Hauptkraftwerk 2024 losgehen können. Das Projektende ist 2029 vorgesehen.
Weitere Bauprojekte im Kanton Aargau

Quelle: Kanton Aargau
Der Verbraucherschutz des Kantons Aargau erhält einen Neubau, der auf dem kantonseigenen Areal des Bildungszentrums Unterentfelden entstehen wird.
Kanton einstimmig für Labor-Neubau
Unterentfelden – Der Verbraucherschutz des Kantons
Aargau arbeitet derzeit an zwei Standorten im Hauptort Aarau selbst unter zu
engen Platzverhältnissen und in sanierungsbedürftigen Labors. Der Kantonsrat
hat deshalb letzten Herbst einstimmig Ja gesagt zu einem Kredit von 48,5 Millionen
Franken für einen Neubau, der auf dem kantonseigenen Areal des Bildungszentrums
Unterentfelden entstehen wird. Dort soll ab kommenden Frühling ein zweigeschossiger
Pavillon in Holzbauweise entstehen, der in einem eigenen Laborgeschoss optimale
Betriebsabläufe ermöglicht. Der Bau berücksichtigt weiter eine Reihe von
Biodiversitäts-Massnahmen im Umgebungsraum und soll ein Niedrigstenergie-Gebäude
werden, zertifiziert nach den strengen Vorhaben von Minergie-P-Eco. Diese werden
erreicht, indem man in Holz und Recyclingbeton baut und so graue Energie einspart.
Weiter wird der Wärme- und Kältebedarf durch eine Grundwasser-Wärmepumpenanlage
sichergestellt. Das Gebäude erhält eine kontrollierte Lüftung mit
Wärmerückgewinnung und die heutzutage unverzichtbare Photovoltaik-Anlage. Der
Bezug ist für August 2024 geplant.
Weitere Bauprojekte im Kanton Aargau

Quelle: Akara Funds AG
Beim Trafo-Platz im ehemaligen Industriegebiet der Metropole Baden wächst mit dem Akara-Tower das höchste Gebäude der Stadt empor.
Baden wächst in die Höhe
Baden – Beim Trafo-Platz im ehemaligen Industriegebiet der
Metropole Baden wächst das neu höchste Gebäude der Stadt empor: Der Akara-Tower,
so benannt nach dem Bauherrn, einem Zuger Immobilienfonds, wird nach
Fertigstellung 66 Meter messen. Beinhalten wird der neue Turm 150
Mietwohnungen, dazu zwei Stockwerke fürs Gewerbe und zwei für Büros. Neben dem
Hochhaus entsteht unter dem künftigen Stadtplatz eine Einstellhalle mit knapp 500
Parkplätzen, dazu 350 Abstellplätze für Velos. Dieser Projektteil ist
fertiggestellt, während das Hochhaus, das 90 Millionen Franken kostet, auf den Winter
2023 bezugsbereit sein soll. Danach erfolgt der Bau des Brown-Boveri-Platzes,
der als Durchgangs- und Aufenthaltsort konzipiert ist und von den Badenern mit
Spannung erwartet wird. Auch auf die weitere Entwicklung des Areals ist man
gespannt: Das neue Parkhaus schafft Kapazitäten für ein weiteres
Wohnbau-Grossprojekt.
Weitere Bauprojekte im Kanton Aargau

Quelle: SBB
Der Bahnhof Lenzburg wird komplett neu gebaut.
Komplett neuer Bahnhof für Lenzburg
Lenzburg – 25 000 Reisende benutzen täglich den Bahnhof
Lenzburg, der damit aus allen Nähten platzt. Und gemäss Berechnungen der SBB
sollen es bis 2040 sogar 40 000 Reisende sein. Um dieses Wachstum zu
bewältigen, und um den Anforderungen des Behindertengesetzes Rechnung zu tragen,
muss der Bahnhof deshalb komplett neu gebaut werden. Die bestehende
Unterführung, gerade mal vier Meter breit, wird beinahe verdreifacht auf elf
Meter. Dazu wird eine zweite, ihrerseits sieben Meter breite Unterführung
erstellt. Dazu erhält Lenzburg auch ein komplett neues Bahnhofgebäude. Das
bislang alleinstehende Gleis 7 wird entfernt, die Regionalbahn «Seetaler»
künftig direkt in den Bahnhof hinein geführt, der am Ende gleichviele Gleise aufweisen
wird. In diesen Tagen wollen die SBB die Pläne für die Vorarbeiten öffentlich
auflegen, damit diese im Sommer 2023 beginnen können. In Betrieb genommen
werden soll der neue Bahnhof zum Fahrplanwechsel im Dezember 2029. Die Kosten
werden auf 232 Millionen Franken veranschlagt.
Weitere Bauprojekte im Kanton Aargau

Quelle: Claudia Bertoldi
Die Stadt Aargau plant eine umfassende Sanierung und Neugestaltung der Bahnhofstrasse .
Aarau wagt den Tabubruch
Aarau – Der Kanton Aargau ist eher als autofreundlich
bekannt. Umso überraschender, welchen Weg man bei der Neugestaltung der Bahnhofstrasse
geht. Die zentral gelegene Strasse muss umfassend saniert werden; dazu will man
die komplexe Situation der Verkehrsachse bereinigen, welche nicht nur ein hohes
Verkehrsaufkommen bewältigen muss, sondern auch Übergänge für Fussgänger bereithalten,
die zwischen Bahnhof und Altstadt unterwegs sind. Für all diese Nutzer will man
den Verkehrsablauf verbessern, dazu den Stadtraum attraktiver machen und das
Miteinander der Verkehrsteilnehmenden fördern. In einem dieses Frühjahr
beginnenden zweiteiligen Testlauf wird die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von
50 auf 30 Kilometer pro Stunde reduziert, eine für den Kanton ungewöhnliche Massnahme,
die nicht ohne harsche Nebengeräusche der Autolobby blieb. Dazu wird ein
Mehrzweckstreifen in der Strassenmitte geschaffen, die Fussgängerstreifen
entfernt, Bushaltestellen umgebaut sowie Trottoirüberfahrten und Velostreifen angebracht.
Nach einem Jahr werden die Ergebnisse ausgewertet, und danach entschieden, wie
es mit der Bahnhofstrasse weitergehen soll.
www.ag.ch/bahnhofstrasse-aarau
Weitere Bauprojekte im Kanton Aargau