Kolumne zum Donnerstag: Rethinking und Unboxing
In der Kolumne zum Donnerstag
berichten Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Heute beschäftigt
sich Fabienne Perret, Vorstandsmitglied der Usic-Regionalgruppe Zürich, mit dem
neuen Think-Tank der Usic Schweiz.

Quelle: libertyslens, Flickr, CC
Schreibmaschine, Schmuckbild.
Rethinking und Unboxing – zwei Wörter, die in der Welt von Ingenieurinnen und Ingenieuren bisher wenig Verwendung fanden. Dies hat die Schweizerische Vereinigung Beratender Ingenieurunternehmungen (Usic) letztes Jahr geändert. Sie hat den Think-Tank «rethink_ing» ins Leben gerufen, dessen Teilnehmende sich mit den Beiträgen der Ingenieurbranche für eine nachhaltige Zukunft befasst haben.
Wobei schnell klar wurde, dass Ingenieurinnen und Ingenieure
allein die Welt nicht retten können – so wurden auch andere Berufsgruppen, die
Politik und insbesondere junge Menschen eingeladen, sich am kreativen Dialog zu
beteiligen.
Gemeinsam wurde eine Vision der idealen nachhaltigen Stadt
gezeichnet, für deren Umsetzung konkrete Lösungen entwickelt wurden. Fünf davon
haben die kritische Prüfung des Beirats bestanden und sollen weiterverfolgt
werden: Partizipation, Engagement der Ingenieurbranche als «Change-Agents»,
Best-Practice-Plattform sowie Lobbying für eine holistische Stadt, und fünftens
wurde festgehalten, dass in der zweiten Runde von «rethink_ing» das Thema
städtische Mobilität im Zentrum stehen soll.
Das freut mich als Verkehrsingenieurin natürlich besonders,
und ich werde mich gerne engagieren. Aber sehr angetan und aus Erfahrung
überzeugt bin ich auch von der Absicht, darauf hinzuarbeiten, dass die
Partizipation von Betroffenen frühzeitig und nicht erst nach der Planung
stattfindet. Im Vordergrund steht dabei die Idee, dass Projekte möglichst mit
der lokalen Bevölkerung geplant werden sollen. Hin zu den Menschen und deren
Bedürfnissen, Bottom-up statt Top-down sind die Schlagwörter hinter dieser
Forderung.
Partizipation geht über eine Ja- oder Nein-Haltung hinaus:
Es geht um das Mitdenken, Mitdiskutieren, Mitumsetzen. Unbürokratische
Plattformen zur Partizipation sollten auch ausserhalb konkreter
Planungsvorhaben für Einzelpersonen sowie für Gruppen wie zum Beispiel
Bewohnerinnen und Bewohner einer Strasse zur Verfügung stehen. Der frühzeitige
und regelmässige Einbezug bei planerischen Fragen, die unsere gemeinsame
Zukunft betreffen, und offenes Zuhören von allen Seiten sollten zum
Standardprozess gehören.
Und was hat das alles mit Boxen zu tun? Die Usic hat mit
«rethink_ing» nicht nur ein neues Format gewählt, um Visionen und Ideen zu
entwickeln, sondern auch, um die Erkenntnisse zu präsentieren: Am sogenannten
«Unboxing Day» vom 31. März 2022 wurden die fünf weiterzuverfolgenden
Prinzipien dem interessierten Publikum vorgestellt – und zwar in Form von 15-minütigen
Wortgefechten, in denen Befürworter und Gegnerinnen einer Idee redegewandt
versuchten, das Publikum von ihrem Standpunkt zu überzeugen.
Für das Sparring im dafür extra aufgestellten Boxring galten
die gleichen Regeln wie beim Boxen: Respekt, Austeilen und Einstecken,
kontrolliert von einem ebenfalls wortgewandten Ringrichter. Wie dies
funktioniert, wurde zu Beginn in einem «echten» Boxkampf demonstriert. Danke
der Usic Schweiz für die frischen Ideen – wir denken gerne mit!