Kolumne zum Donnerstag: Nur gemeinsam sind wir smart
In der Kolumne zum Donnerstag berichten Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Heute beschäftigt sich Andrea Leu, Co-Geschäftsführerin von Bauen digital Schweiz/buildingSMART Switzerland, mit smarten Gebäuden.

Quelle: libertyslens, Flickr, CC
Schreibmaschine, Schmuckbild.
Wir leben in smarten Zeiten. Es gibt kaum ein Produkt, das
sich nicht mit diesem Attribut schmückt, Gebäude sind heute viel intelligenter
als vor zehn Jahren, und Städte, die etwas aus sich machen wollen, werden zu
Smart Cities. Demografischer Wandel, Bevölkerungswachstum, Umweltverschmutzung,
Klimawandel und immer knapper werdende Ressourcen sind die Ursachen hinter
diesen Entwicklungen. Wir müssen smart werden, um mit effektiven und
nachhaltigen Lösungen den grossen Herausforderungen von heute und morgen begegnen
zu können.
Smart werden wir aber nur, wenn wir umfassend digitalisieren
und eine Interaktion zwischen Produkten, Gebäuden und ihrer Umwelt herstellen.
Smarte Gebäude können mit dem Nervensystem eines Menschen verglichen werden:
Die Sensoren sind ihre Sinne, die Netzwerke ihr Nervengerüst und die digitalen
Plattformen und die Software ihre Hirne. Genau wie beim Menschen werden
Informationen erfasst, übermittelt, ausgewertet und lösen automatisch Aktionen
aus.
Die Vorteile von smarten Gebäuden und – in der Konsequenz –
von smarten Städten liegen auf der Hand: Neben zusätzlichem Komfort können die
Energieeffizienz verbessert, die Bewirtschaftung nachhaltiger gestaltet, die
Prozesse optimaler aufeinander abgestimmt und damit schlussendlich der
Ressourcenverbrauch verringert werden. Smart ist nicht gratis zu haben, denn
parallel zu den Vorteilen gibt es einige Herausforderungen, die es zu
adressieren gilt: So müssen smarte Gebäude technologisch auf dem neuesten Stand
sein und eine hohe Datensicherheit gewährleisten. Denn je vernetzter ein
Gebäude ist, desto angreifbarer wird es für Cyberattacken.
Die allergrösste Herausforderung liegt aber in den
Anforderungen an die Zusammenarbeit. Smarte Gebäude werden nur dann die
Vorteile ihrer Intelligenz nutzen können, wenn sie konsequent und ohne Wenn und
Aber entlang der gesamten Wertschöpfungskette in Kooperation aller Akteurinnen
und Akteure realisiert werden. Informationen müssen geteilt, der Austausch
optimiert, die Prozesse aufeinander abgestimmt werden. Der Weg dahin erfordert
jedoch einiges von der Bau- und Immobilienbranche, denn bisher wurden ihre
Akteure zu Einzelkämpfern erzogen.
Kulturveränderungen, neue Rollenverständnisse und Prozesse
stehen an. Digitalisierung kann nicht einfach über Einzellösungen gekauft und
installiert werden. Unternehmen müssen eine neue Kultur des Miteinanders statt
jeder für sich schaffen und Raum und Zeit zum Ausprobieren und Fehler machen
einräumen. Ohne die Standardisierung der Informationsanforderungen und den
Blick auf die veränderten Prozesse und Rollen kann die Transformation aus Sicht
von Bauen digital Schweiz/buildingSMART Switzerland nicht nachhaltig gemeistert
werden. Denn eines ist klar: Smart werden wir nur gemeinsam!