Energieeffizienter AUE-Neubau in Basel: Ein schwarzer Leuchtturm
Das Basler Amt für Umwelt und Energie hat sich ein
Bürogebäude mit Minergie-A-ECO-Standard geleistet. Eine Photovoltaikfassade
deckt den Energiebedarf. Auf aktive Kühlung wurde verzichtet und die graue Energie beim Bau so weit
wie möglich reduziert.

Quelle: Alexandra von Ascheraden
16 Millionen Franken sollte das Gebäude ursprünglich kosten. Einsprachen verzögerten den Bau, so dass 2,35 Millionen Franken zusätzlich bewilligt werden mussten. Ursachen für die Mehrkosten waren die effektiven Marktpreise zur Realisierung der ökologischen Projektziele bei Tragwerk und Fassade, die Neuentwicklung der Photovoltaikmodule sowie ein aufwendiger Schutztunnel für den Tramverkehr.
Mitten in der Stadt steht das neue Gebäude des Basler Amts
für Umwelt und Energie (AUE). Wenn schon Neubau, dann einen mit
Vorbildcharakter, so viel war klar. «Unsere Projektdefinition war: Wir wollen
ein Leuchtturmprojekt, was die nachhaltigen Kriterien angeht», erklärt Thomas
Blancharts, Leiter Hochbau beim Bau- und Verkehrsdepartement.
Das Haus erfüllt den Minergie-A-ECO-Standard und ist damit
das erste Bürogebäude in Basel, das diesen erreicht. Es deckt seinen
Energiebedarf über eine eigens entwickelte Photovoltaikfassade. Geheizt wird
mit Wärme aus dem Basler Fernwärmenetz.
Das Gebäude kommt ohne aktive Kühlung aus. Es gibt eine
automatische Komfortlüftung. Trotzdem lassen sich Lüftungsschlitze neben den
Fenstern von Hand öffnen, falls gewünscht. Die Lüftung lässt im Sommer in den
Nachtstunden kühle Luft in die Räume.
Automatisierte, witterungsgeschützte
Lüftungsflügel sowie Öffnungen zum Treppenhaus und am Treppenhauskopf sorgen
für effiziente Nachtauskühlung. Im Sommer wird das Raumklima zusätzlich durch
die Masse der Zwischendecken aus Beton begünstigt, die als Kältespeicher
wirken.
Wie so oft gab es Einsprachen gegen das Projekt, für das
erst Liegenschaften abgerissen werden mussten. Das führte durch die
Verzögerungen zu Mehrkosten von etwa zwei Millionen Franken, hatte aber auch einen
positiven Effekt: Die Entwicklung bei den Solarmodulen war vorangeschritten, sodass nun statt der ursprünglich budgetierten polykristallinen Zellen deutlich
effizientere Module montiert sind. Es handelt sich nun um monokristalline
PERC-Zellen, die auch an weniger besonnten Fassadenteilen Energie gewinnen
können.

Quelle: Alexandra von Ascheraden
Die Photovoltaikmodule haben eine strukturierte Oberfläche aus gehärtetem Schmelzglas. Auf die Oberfläche wurden in unregelmässigen Abständen goldene Punkte aufgebracht. Durch sie verändert sich je nach Sonneneinstrahlung das Lichtspiel der Module, das sich so in die Umgebung einpasst.
Die eingesetzten Photovoltaikmodule wurden eigens für den
Neubau entwickelt und zusätzlich an das Stadtbild angepasst. Sie haben eine strukturierte
Oberfläche aus gehärtetem Schmelzglas. Zudem wurden auf die Oberfläche in
unregelmässigen Abständen goldene Punkte aufgebracht. Durch sie verändert sich
je nach Sonneneinstrahlung das Lichtspiel der Module.
Wie fügt sich jedoch ein vollständig mit schwarzen
Photovoltaikelementen verkleidetes Gebäude in ein teilweise denkmalgeschütztes
Ensemble? Erstaunlich gut. Die Elemente drängen sich durch das wechselnde
Lichtspiel nicht in den Vordergrund. Durch die unregelmässige Oberfläche haben
sie auch nicht auf den ersten Blick die typische Photovoltaik-Anmutung. Erwartet
wird eine Stromproduktion von 45 000 Kilowattstunden pro Jahr. Das entspricht
dem Jahresbedarf von zwölf Einfamilienhäusern für vier Personen.

Quelle: Alexandra von Ascheraden
Im Hartbetonboden sind Rheinkiesel verarbeitet.
Regionales Holz und Recyclingbeton
Der Neubau wurde in einer Holz-Beton-Bauweise erstellt. Er
kombiniert regionales Buchen- und Fichtenholz mit Recyclingbeton. Insgesamt
wurden im achtstöckigen Bürohaus 165 Kubikmeter Nadelholz verbaut. Es wurde
Wert darauf gelegt, das heimische Fichtenholz in den Innenräumen so weit wie
möglich sichtbar zu lassen. Es stammt aus Seewen SO und wäre wegen der
Borkenkäferplage ohnehin gefällt worden.
Das Tragwerk besteht aus einem Holzskelett. Die
Deckenkonstruktion wurde in Holz-Beton-Verbundweise ausgeführt. Die vorfabrizierten
Sichtbetonelemente und Holz-Beton-Verbundträger wurden geschossweise auf der
Baustelle zusammengefügt und mit Überbeton ausgegossen. Im Überbeton wurde
Recyclingbeton verwendet, um die graue Energie zu reduzieren. Die Decken wurden
geschossweise montiert. Unter den Holz-Beton-Verbundträgern sind Akustikelemente aus Filz angebracht. Sie bestehen aus wiederverwerteten
PET-Flaschen.
Im Innenausbau wurde ebenfalls auf Nachhaltigkeit geachtet.
Um nicht zu viel Fläche zu verbrauchen, erhalten die 15 Mitarbeitenden pro
Stockwerk nur zwölf Arbeitsplätze. Amtsleiter Matthias Nabholz erklärt: «Den
Mitarbeitenden ist lediglich das Stockwerk fest zugewiesen. Wir haben kein
einziges Einzelbüro. Alles in allem verbrauchen wir somit deutlich weniger
Platz als am alten Standort in Kleinhüningen.»

Quelle: Alexandra von Ascheraden
Im Treppenhaus umgibt eine einläufige Treppe den Liftschacht aus Glasbausteinen, der den Raum von oben über alle Geschosse natürlich belichtet .
Recyceltes PET und Rheinkies
Wo immer möglich, wurde das Bauholz sichtbar gelassen.
Holzoberflächen wechseln ab mit
schwarzen Filzwänden aus recyceltem PET. Im Hartbetonboden sind Rheinkiesel
verarbeitet. Es gibt keine Deckenleuchten und nur wenige Wandleuchten, dafür
Tischleuchten für alle.
Die Grösse der Fenster wurde eigens so optimiert dass sie im
Sommer nicht zu viel und im Winter dennoch genügend Sonnenlicht einlassen.
Kunst- und Tageslicht wurden fein aufeinander abgestimmt, um den
Energieverbrauch für die Beleuchtung so gering wie möglich zu halten.
Der Neubau wurde vom Architekturbüro Jessenvollenweider entwickelt
und gemeinsam mit b+p Baumanagement realisiert. Regierungsrätin Esther Keller,
Vorsteherin des Bau- und Verkehrsdepartement sagte bei der Besichtigung des
Neubaus: «In Bau und Betrieb liegt viel Potential für Nachhaltigkeit. Es wird
nur oft unterschätzt. Wir mussten aber auch lernen: Bei solchen Projekten gibt
es keine Standardware. Immer, wenn man etwas macht, das nicht schon etabliert
ist, kann es teurer werden, da die Kosten nicht genau absehbar sind.»
Das Amt für Umwelt und Energie erhofft sich von der
zentralen Lage in Nähe des Marktplatzes bessere Erreichbarkeit mit öffentlichen
Verkehrsmitteln und mehr Publikumsverkehr. Der neue Standort trage somit auch
zu einer klimafreundlicheren Mobilität bei, lässt es wissen. Der Keller des AUE
ist übrigens trotzdem mit Parkplätzen ausgestattet. Es handelt sich ausschliesslich
um Velostellplätze.

Quelle: Alexandra von Ascheraden
Kunst- und Tageslicht wurden fein aufeinander abgestimmt, um den Energieverbrauch für die Beleuchtung so gering wie möglich zu halten. So konnte auf Deckenleuchten verzichtet werden. Dafür erhält jeder Arbeitsplatz eine individuelle Lampe.